Was die „Rock of Ages“ Produktion und Produzenten alles richtig gemacht haben, ist wegen der Vielzahl kaum zu zählen. Im Admiralspalast Berlin gastiert für eine Woche vom 4. bis 9. Dezember 2018 die britische Tournee mittels des Veranstalters BB Promotion im Berliner Mehr! Entertainment Theater. Trotz der Verfilmung von 2012 kennt das deutsche Publikum diese sich selbst nicht ernst nehmende Compilation nicht, denn die deutschsprachige und österreichische Erstaufführung waren erst am 7. Juni bzw. 18. Juli 2018 in Ulm resp. Amstetten.
Damit möglichst zahlreich Rocksongs und Hymnen der späten 1980er Jahre anklingen können, ist der Komiker im Ensemble, Lonny Barnett, auch gleichzeitig – eine Art – Erzähler. Der macht sich nicht nur Musicals im Allgemeinen, sondern über sein eigenes auch lustig und verlangt nach einer Liebesgeschichte. Provinzunschuld Sherrie Christian landet im Rockschuppen, trifft den verkannten Rockpoeten Drew Boley, Missverständnisse führen zur Trennung, die die gute Fee bzw. Souldiva aus der Tabledancebar, Justice Charlier, doch noch aufklären hilft. Die Charaktere an sich wie den lasterhaften Rockstar Stacee Jaxx, der leicht überforderte Clubbesitzer Dennis Dupree mit der zunächst nicht zulassenden Liebe zu seinem Angestellten Lonny Barnett, der Finanzhai Hertz Kleinmann, der als Deutscher für Witze herhalten muss, sein heimlich schwuler Sohn Franz Kleinmann und die Klischeefrau namens Regina, die protestiert. Neun Solisten und acht im Ensemble plus kleiner Liveband mitten auf einem fahrbaren Podest im Einheitsbühnenbild.
Eine wirklich sehr gut gearbeitete Tourneeinszenierung von Nick Winston, die glaubhafte Charaktere mittels Liedern ihre Emotionen in den Saal transportieren. Kaum verwunderlich dann, dass am Schluss in den Gängen getanzt wird. So zielstrebig springt der Funke über. Der Sound eher laut, trotzdem noch ok, denn der Beat lässt die Herzen mitwippen. Das klare Lichtdesign ist sehr sehr gut, extrem abwechslungsreich und fast schon zaubernd für eine Tourneefassung. Das Einheitsgerüstbild mit akustischen wie auch dekorativen Tonboxen von Morgan Large lässt sich mit Versatzstücken zusätzlich immer wieder verwandeln. Die fetzigen Kostüme zeichnen gekonnt die Charaktere, die allesamt wirklich ausgezeichnet sind. Ein absolut Energie geladenes Ensemble – ohne Kompromisse und mit viel Rock und Rhythmus. Das alles zusammen ist begeisternd.
Wichtig wäre jetzt, dass diese zahlreichen Anfänge in letzter Zeit mit Gastspielen von (britischen) Tourneemusicals von den Produzenten als lukrativ eingeschätzt werden. Denn eigenständige Neuinszenierungen oder Neuproduktionen dauern viel zu lange momentan. Da verpassen wir in Deutschland momentan eine Menge an sehr guten Musicals und Produktionen. So können die eh schon existierenden Tourneen eine wichtige Lücke schließen. Vor allem, jetzt wo Mehr! Entertainment zur britischen Ambassador Theatre Group gehört.
Ich fühlte mich sehr gut unterhalten, durchaus intelligent, sehr musikalisch und emotional, oft pointiert, großes Entertainment.
Rock of Ages im Admiralspalast Berlin vom 4. bis 9. Dezember 2018
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