London im Februar 2020

Folgend ein paar Kurzbewertungen nach 12 Tagen mit 22 Vorstellungen in London. Fazit: Großes Geschichteerzählen dort, super Inszenierungen weiterhin, nicht alles richtig ausverkauft (fehlen Touristen?), wenig Schilder mit der Dayseatswerbung, obwohl sie im Theater Angebote machen. Einfach fragen!

***** Wicked (Apollo Victoria)
****o Les Miserables (Sondheim Theatre London)
***** Be More Chill (The Other Palace)
***** Waitress (Adelphi Theatre London) ab 07.03.2019
****o Tina (Aldwych London)
***** & Juliet – The Musical (Shaftesbury London) UA war am 20. Nov 2019
***** Come From Away (Phoenix Theatre London) EE war am 18.2.2019;
****o Magic Mike Live (The Theatre at the Hippodrome Casino London)
****o In the Heights (Urdang Academy im Bernie Grant Arts Centre London) 4x 21.+22.2.2020
**ooo The Prince of Egypt (Dominion Theatre London)
****o The Boy Friend (Menier Chocolate Factory London) 22 Nov 2019 / 3 Dec 2019 – 7 March 2020
****o Cabaret (New Wimbledon Theatre London)
***** The Wedding Singer (Troubadour Wembley Park Theatre London) 30 January 2020 – 1 March 2020
***oo The Pirate Queen – A Charity Concert (London Coliseum London)
***** School of Rock (New London Theatre London) UA war am 14. November 2016
***** Hamilton (Victoria Palace Theatre London)
****o 9 to 5 (Savoy Theatre London) Premiere war am 17.2.2019, must end 23 May;
***oo Musical of Musicals (Sedos im Bridewell Theatre London) 25-29 February 2020
***** Phantom of The Opera & Haymarket Hotel Afternoon Tea (Her Majesty’s Theatre London)
****o Magic Goes Wrong (Vaudeville Theatre London) from 14 December 2019 / 8 January, 2020
****o Our House (Urdang Academy im Bernie Grant Arts Centre London) 4x 28.+29.2.2020
****o Blitz! (Union Theatre Southwalk London) 6th February – 7th March 2020

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Ausblick auf den Februar 2020

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Im Februar 2020 freue ich mich extrem auf „Kinky Boots“ im Kino, aber eine Eintrittskarte für die Ausstrahlung der Londoner Aufzeichnung am 17. Februar 2020 habe ich noch nicht. Ab 4. Februar international an verschiedenen Daten.
Ich freue mich auch auf die Altar Boyz (nur zwei Mal im Tipi, auch in München an zwei Tagen). Skeptisch bin ich gegenüber „Laibach“ – das Heiner Müller Musical im HAU Hebbel am Ufer.
Dann gibt es noch zu fotografieren „Die Räuber“ (Deutsches Theater/Kammerspiele), Maria (Maxim Gorki Theater), Betterplazes (Neuköllner Oper).
Nach über 12 Jahren Laufzeit und über 300 Vorstellungen im Berliner Ensemble sind am 7., 8. und 9. Februar die letzten Vorstellungen von Robert Wilsons Inszenierung von Bertolt Brechts und Kurt Weills „Die Dreigroschenoper“. Eine Neuinszenierung am Uraufführungstheater ist schon angekündigt (hat etwas von NICHT-Vielfalt).

Vielfalt bieten die deutschsprachigen Bühnen mit Premieren. Bei meiner Auswahl wären zu nennen:
Kuss der Spinnenfrau (Musikalische Komödie im Westbad 2 Leipzig),
Die spinnen, die Römer! (Landestheater Linz),
The Producers (TfN im Großen Haus, Hildesheim),
Hochzeit mit Hindernissen (Baden Baden),
ÖE Aspects of Love (TheaterArche Wien),
Chess (Schwerin),
Orpheus in der Unterwelt (Rabenhof Theater Wien),
Der König und Ich (Bühne Baden),
Cabaret (Hansa Theater Hamburg),
UA Rio Reiser – Wer, wenn nicht wir? (Stadttheater Bremerhaven),
Oliver! (Theater Trier),
DSE The Legend Of Georgia McBride (Schauspielhaus Nürnberg),
Konzert-Hommage à Michel Legrand – SR2.de UKW 91,3 – Gemeinsam mit SR 2 KulturRadio im Saarländischen Staatstheater,
Das Orangenmädchen (Mödling),
UA Wüstenblume (Theater St. Gallen)

Eine Chance auf ein Wiedersehen gibt es mit
WA Hugenotten (Berlin),
WA Altar Boyz (nur zwei Mal im Tipi, auch in München an zwei Tagen),
WA Priscilla – Königin der Wüste (Staatstheater am Gärtnerplatz München),
WA Thrill Me (Trio Theater Ennepetal im TalTon Theater Wuppertal),
WA LoveMusik (Musikalische Komödie im Westbad im Westbad 2 Leipzig),
WA Malala (Theater Bielefeld),
WA Anatevka (Komische Oper Berlin),
WA Die letzten fünf Jahre (Theater Plauen-Zwickau)

London bietet schon wieder einiges Neues, manches Herausragende nur kurzzeitig wie Musical of Musicals (Sedos im Bridewell Theatre London), Betty Blue Eyes (Mountview Theatre, London)
Tourneehalte mit Blood Brothers, Cabaret (New Wimbledon Theatre) und Elton John – It’s a Little Bit Funny (Upstairs At The Gatehouse, Highgate Village, London).
Mit begrenzter Laufzeit stark erwartet werden Be More Chill (The Other Palace, 12 Feb / 18 Feb – 3 May 2020) und The Prince of Egypt (Dominion Theatre, 32 WEEKS ONLY, 5./25 February 2020 – 12 September 2020)

Ich werde mich hoffentlich bestens, viel und oft unterhalten fühlen in London. Gekauft sind die Eintrittskarten schon für
Les Miserables (Sondheim Theatre, London),
Premiere Be More Chill (The Other Palace),
Hamilton (Victoria Palace Theatre, London),
Musical of Musicals (Bridewell Theatre London),
Phantom of The Opera & Haymarket Hotel Afternoon Tea (Her Majesty’s Theatre).

Wo sehen wir uns?

LONDON 30. Dezember 2019 – 8. Januar 2020

LONDON 30. Dezember 2019 – 8. Januar 2020

21 Shows in 10 Tagen – nicht die Menge macht es, sondern der Inhalt von Musicals, Schauspiel und Zirkusshow.
Einiges hatte nicht geklappt und das Immersive The Wolf of Wall Street (5-15 Sun Street at Stratton Oakmont London) wurde eine halbe vor Beginn abgesagt. Es ist ja immer was…

White Christmas (Dominion Theatre)
Amelie (The Other Palace)
Death of a Salesman (Piccadilly Theatre London)
Everybody’s Talking About Jamie (Apollo Theatre)
42nd Street (Upstairs At The Gatehouse, Highgate Village, London)
Dear Evan Hansen (Noel Coward Theatre, St Martin’s Lane, WC2N 4AU)
& Juliet – The Musical (Shaftesbury Theatre)
Once (Fairfield Halls – Ashcroft Theatre)
Girl From The North Country (Gielgud Theatre, 35-37 Shaftesbury Avenue, London, W1D 6AR)
Ghost Quartett (Musical) (Boulevard Theatre, 6 Walkers Court Soho, London)
La Clique (Leicester Square Spielgeltent)
Circus 1903 (Royal Festival Hall London)
Soho Cinders (Charing Cross Theatre)
Dear Evan Hansen (Noel Coward Theatre, St Martin’s Lane, WC2N 4AU)
Goldilocks and the Three Bears (The London Palladium)
VA Operation Mincemeat (Southwark Playhouse, 77-85 Newington Causeway, London SE1 6BD)
Mary Poppins (Prince Edward Theatre)
A Christmas Carol (The Old Vic Theatre, The Cut, Waterloo Road, London SE1 8NB)
VA Tom Brown’s Schooldays (Union Theatre Southwalk)
Curtains (Wyndham´s Theatre)
Thriller Live (Lyric Theatre)

Und so vieles gibt es noch anzuschauen in London… Wer kommt mit?

Silvester und Neujahr in London

Inzwischen gibt es erste konkrete Planungen für Silvester und Neujahr in London 2019-2020:
Amelie
Everybody’s Talking About Jamie
42nd Street
(zwei Mal) Dear Evan Hansen
Goldilocks and the Three Bears
The Wolf of Wall Street
sowie A Christmas Carol

Was sollte ich unbedingt noch sehen, außer „& Juliet – The Musical“, Curtains, Girl From the North Country, Soho Cinders, White Christmas?

erste konkrete Planungen für Silvester und Neujahr in London 2019-2020

erste konkrete Planungen für Silvester und Neujahr in London 2019-2020

London 2019 nach 12 Tagen

Nach 12 Tagen 28 Vorstellungen gesehen zu haben, ist definitiv viel. Langsam gewöhne ich mich an Tagen mit drei Vorstellungen. Bei früheren Besuchen war das nur selten, dieses Mal schon vier Mal – zum Glück ist eine Show davon immer kurz.

„The Secret Diary of Adrian Mole Aged 13¾“ und „Merrily We Roll Along“ in der Guildhall School London sind meine absoluten Höhepunkte. Ansonsten – wie erwartet – große Show, wo bei den Compilationshows statt „Tina“ mich eher „On Your Feet!“ im London Coliseum beeindruckte.

Und der TKTS Schalter hat mich noch gar nicht gesehen, sondern eher die Kassen an den Theatern selbst für Dayseats. Was für eine wunderbare Erfindung!
Zwar ist dieses dynamische Preissystem für die Theaterkarten manchmal ein Fluch, kann aber auch ein Segen sein, wenn dann die Karten kurzfristig extrem günstig werden.

Aber auf alle Fälle gilt: Bloß keine Plätze leer lassen! Lieber günstig verkaufen. Das nehme ich doch gerne an.

3 von 5 * für den Fiddler von Anatevka

DER Trevor Nunn kann „Fiddler on the Roof“ gerne so für die kleine Menier Chocolate Factory inszenieren, aber das ginge besser. Vor allem fehlt oft einfach die Titelfigur auf der Szene und die Korrespondenz geht ins Leere. Denn der Fiddler ist auch der einzige Fiedler in der Achter-Band. Und diese hörbar dürftige Lösung, die für das 200 Plätze Theater als Profiproduktion zu teueren Eintrittspreisen schon nicht akzeptabel war, ist beim West End Transfer selbst ins Playhouse eine Frechheit. Aber Zuschauer scheint das nicht weiter zu stören. Kennen sie es nicht mehr besser?

Erstaunlich flott ist die Fassung. Sehr effektiv, wenn auch ein paar Sachen weggelassen werden (nicht aber der Dorftratsch). Hier haben die Juden Angst vor den Katholiken und das Verhältnis zum Wachtmeister ist auch nicht das beste. Immerhin reicht Feyda/Sascha Tevye die Hand, der misstrauisch ihm folgt. Spielerisch bleiben bei Robert Maskell, der in der besuchten Dienstagsmatinee den Tevye übernahm von Andy Nyman, doch viele Kleinigkeiten zu glatt. Da ist Maria Friedman eine differenzierte Golde.

Da das Konzept aus der schrecklich kleinen Menier CF stammt, spielt alles auf dem selben Dorfplatz. Ziemlich ziemlich einfach. Immerhin erzählen die Kostüme die Charaktere. Das Laufen durch den Zuschauerraum erzählt leider nicht wirklich was und alles bleibt quasi gleich. Auch bei der Abschiedsszene am Bahnhof.

Schon wirklich gut gemacht, es könnte noch besser inszeniert und gedacht sein, mit tollem Licht und Sound, aber musikalisch instrumentiert ist es eine Frechheit.

Dayseats nicht an der Tageskasse, sondern nur in der TodayTix App.

3 von 5 * für Joseph in London

„Joseph…“ war noch nie ein gutes Musical. Die auf abendfüllend aufgeblasene musicalische Fingerübung lebt von drumherum. In der Neuauflage im Londoner Palladium wird auf Ex-Joseph Jason Donovan gesetzt, der den Pharao wie gewohnt als Elvis unterm „Welcome to Egypt“-Schild rocken kann – natürlich erst nach der Pause. Die bekannte Comedian Sheridan Smith („Funny Girl“, TV) ist nicht nur die Grimassen schneidende Erzählerin, sondern springt humorvoll als Vater Jacob und Mrs. Potiphar ständig umher. Das kann man so besetzen. Das muss ich dann nicht noch einmal sehen.

Die – eigentlich viel zu wenigen – Kinder auf der Bühne (waren es acht?) übernehmen Rollen wie Potiphar, Bäcker, Diener oder vier von Josephs Brüdern. Das ausgerechnet mit Vollbärten an Gummibändern. Jüngere Brüder hätte ich beinahe noch verstanden, aber dann das 2019? Was absolut als Verarschung des Publikums gesehen werden muss: da die vier Kinder nicht so viel mittanzen und steppen, übernimmt das das männliche Tanzensemble, von denen zeitweise bis zu neun auf der Bühne sind. Seit wann hat Joseph 13 Brüder, Mr. Laurence Connor?

Jac Yarrow macht sein professionelles Debüt als Joseph recht ordentlich, wird aber selbst von der Produktionsfirma nicht als „der neue Star“ aufgebaut. Dann halt eben nicht. Das Bühnenbild bietet Größe ohne wirklich für mich Stil zu entwickeln. Eine Sandwüste mit Versenkung als Brunnen und im Hintergrund fahrende Wände. Leider funktionierten in der besuchten Voraufführung die sich schräg stellen lassenden Hubringe nicht, was technisch sehr komplex ist, aber eigentlich klein und verzichtbar erschien.

Bei den Kostümen wird ab und zu auch zum Heute wieder zurück gewechselt, ansonsten orientalische (?) Gewänder und ein Mantel, der im Inneren goldgelb ist und außen neu gedacht, eher dunkelblau mit bunten Applikationen ist. Wie schon geschrieben: Kann man gerne so machen, muss mich nicht wirklich beeindrucken.
Aber mein Bedarf an blinkenden Scheinwerfer mit wechselnden Größen ist für Wochen gedeckt. Selten fand ich Licht so billig, wenn auch extrem aufwändig und viel gemacht. Da wird einfach nicht Theater gemacht, sondern nur Popkultur drüber gegossen.

Im Graben dirigiert John Rigby 14 Musiker inklusive drei Keyboards. Der Sound der 70er ist nicht so einfach mit den modernen Geräten zu immitieren. Das ist nicht schlecht und geht gut mit Rhythmus. Für Josephs Verkauf wurde auch einiges aus Jesus Christ Superstar zusammengestellt, oder war das schon immer so?

Ein nettes Programmheft für GBP 5,-, kompetentes Einlasspersonal und wohlwollende Sicherheitskräfte hat leider schon Seltenheitswert am West End. Wenigstens hier wieder ein Pluspunkt.

Vom 27. Juni bis 8. September 2019 im Palladium („The King and I“ 2018), was danach wieder „nur“ Konzerthaus sein möchte. Auch so eine Marketing gemachte Publikumsverdummung.

2 von 5 * für Harry Potter Spektakulum

Eine Menge Gequatsche bekomme ich im quasi vierteiligen Harry-Potter-Schauspiel zu hören. 4:40 bzw. 280 Minuten plus Pausen. Selbst die Cliffhanger zu den kleinen Pausen sind gut gemacht, das Publikum kennt die Charaktere und fiebert aufmerksam mit. Und das Geheimnis soll man für sich behalten? Welches?

Das es eigentlich eine simple Coming-of-Age-Geschichte ist, wo Harrys Sohn Albus seinen Platz im Leben bzw. In Hogwarts sucht. Dazu noch ein ärgerliches, für mich nicht zeitgemäßes Vaterbild. Zeitgemäß für die Autorin vielleicht und Harry darf sich entschuldigen, da seine Eltern ermordet wurden. Aber kurz vor Schluss gibt es zum Glück noch lange Aussprachen zwischen Vater und Sohn und Vätern unter sich.

So sehr mir auch Jonathan Case als Mitschüler Scorpius Malfoy und Sohn von Draco Malfoy gefallen hat, aber im West End gibt es nur einen Jamie New. So extrem ähnlich angelegt! Doch der offensichtlich in Albus verknallte Scorpius darf maximal eine Mitschülerin unsicher einmal ansprechen. Vielleicht hat die Regie versucht, was nur möglich ist und scheiterte. Da stimmt im Buch was mit den Jahrhunderten nicht.

Zentrales Thema für die Abenteuergeschichten sind verbotene Zeitreisen in die Vergangenheit und die Auswirkungen für das Heute. Eventuell existieren plötzlich Personen nicht oder die Schule ist in anderen Händen. Also müssen alle überlegen, wie sie die Vergangenheit wieder so korrigieren, das es passt. Gut gemacht, einige Zaubertricks und – zum Glück – sichtbare Theatertricks. Der Showdown in der Kirche hat sich seine Bezeichnung verdient.

Aber das Buch, die Geschichte, die Charaktere… Alles schon öfters gesehen. Dafür brauche ich nicht Unsummen (es sind ZWEI Eintrittskarten zu kaufen für aufeinanderfolgende Vorstellungen) ausgeben. Selbst GBP 15,- war in der letzten Preiskategorie vollkommen ausreichend.

5 von 5 * für City of Angels in London

„City of Angels“ ist Ansicht ein herausragend intelligentes Musical. Wenn es zudem mit großem Orchester und variablen Bühnenbild mit vielen Kostümen in punktgenauer Inszenierung und Choreografie gezeigt wird, ist es schlicht ein Knaller. Es ist neben „The Wild Party“ eins der Abschlussmusicals der einjährigen Masterfortbildung an der Londoner Royal Academy of Music. Das Ensemble vom letzteren Stück zeigt zeigte im Anschluss einen 25 minütigen Musicalshowcase, der für sich wunderbar unterhielt.

„City of Angels“ wurde auch mit zwei Besetzungen einstudiert, wobei die Hauptdarsteller in der anderen Vorstellung dann Nebenrollen übernehmen. Und das junge Ensemble kann was! Besonders der fiese Hollywoodproduzent Buddy Fiddler.

Das erinnert mich auch die verschiedenen Produktionen in Deutschland, die ich davon inzwischen gesehen habe. Und was für wunderbare Darsteller da gespielt haben. Unvergessen.

Neben der schlauen Ausstattung, was an Kreativität und Menge selbst deutsche Stadttheater nicht hinbekommen, gab es auch mal ein richtig gutes, wie auch sinnvoll bezahlbares Programmheft. Inzwischen selten in London.

Ab jetzt gehören die Musicalaufführungen der RAM zum jährlichen Kalender. Unbedingt. Ansonsten: da hat man was verpasst.

4 von 5 * für Picture of Dorian Gray

In London erzählen im kleinen Kellertheater namens und an der Jermyn Street im West End vier Schauspieler die berühmte Geschichte vom nicht alternden Dorian Gray in klaren Bildern. Zwei Schauplätze, viele von der Decke herabhängende Lampen und einige Kostüme reichen. Intensives Spiel und Miteinander machen die 90 Minuten eher spannend und etwas mysteriös. Das alles ist gut, schlau und effektiv gemacht.

Etwas Besonderes wird trotzdem noch geboten. Zwei Darsteller tauschen in den Aufführungen ihre Rollen, so dass es vier mögliche Konstellationen gibt. Zudem sind zwei Männer und zwei Frauen besetzt, so dass die tragische Liebesgeschichte verschiedene Farben bekommt. Da aber sich dadurch die Rollen wie auch die – männlich erzählte – Story nicht wirklich ändern, wirkt dies erstaunlich gewollt, bemüht und erzwungen divers auf mich. Kann ich als Zuschauer nicht selbst Geschichten auf andere Verhältnisse abstrahieren?

5 von 5 * für Present Laughter in London

Noël Coward ist für Briten nicht unbekannt. Doch wenn eine alte Komödie frisch wiederentdeckt wird, dann muss ein bekannter Regisseur ran, der Charme und Stil erhält. Quasi gekrönt und verkauft wird die Boulevardkomödie mit einem preisgekrönten Theater- und Filmstar: Andrew Scott.

Er wie auch die anderen neun reizenden Darsteller spielen und denken ihre Sätze frisch, wirken natürlich und erliegen Komödie und Chaos der Cowardvorlage. Ein erfolgreicher Schauspieler Anfang 40 mit etwas Lebenskrise und der Erwartung anderer, sich eine Partnerin zu suchen. Oder eben einen Mann oder auch keinen.

Ärgerlich nur einmal mehr das übergroße und dafür umso mehr inhaltslose Programmheft, was wenigstens farbige Einzelfotos der Schauspieler enthält. Dafür leider keine Szenenbilder der Situationen.

Die gänzlich auf der Vorbühne gespielte Komödie ist nicht nur Dank des Verkaufsstars ein Genuss. Leider bei laufender Sanierung des Theatervorderhauses. Absolut nervig mit nervenden und wie dumme Menschen behandelnden Einweisern.

5 von 5 * für Merrily We Roll Along

Was für eine großartige Inszenierung, die nur eine Woche leider gezeigt wird: „Merrily We Roll Along“ an der Londoner Guildhall School. Das oberflächlich betrachtet sperrige Stück bietet einen Hit nach dem anderen. Aber eben selten im Kontext der Vorlage sind sie sonst zu hören.

Es geht um drei Freunde und die Veränderungen, die die 20 Jahre davor gebracht haben. Denn szenenweise geht es zeitlich rückwärts.

Was zur Uraufführung definitiv noch irritierend war, erscheint heute richtungsweisend. Und der Zuschauer erfährt eher nebensächlich wichtige Ereignisse und deshalb ist der persönliche Umgang so zentral und nachdrücklich.

Die Produktion müsste sofort in Deutschland einstudiert werden von Musicalklassen oder Amateurgruppen. Besetzen ist nicht das Problem. Jedenfalls so produzieren und inszenieren können wir nur selten. Zudem das aufwendige Kostüm- und Bühnenbild.

Jedes Jahr zeigt die Guildhall Anfang Juli ihr Musical. Meist eine Ausgrabung. Immer ein Grund, unbedingt nach London zu reisen und für günstige GBP 20,- etwas Herausragendes zu sehen.

Ausblick auf den Juli 2019

Ausblick auf den Juli 2019:
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Da Anfang Juli die final-year actors der Londoner Guildhall School im Silk Street Theatre traditionell ihr Musical zeigen (mit Matineen am Freitag UND Montag) und dieses Jahr sogar Stephen Sondheims bisher nur einmal gesehenes „Merrily We Roll Along“, bin ich im Juli länger in London. Da kommt die deutsche, extrem weit auseinander gezogene Freilichttheaterszene nicht mit und weckt kein Interesse. Interssante Stücke, Regisseur*innen und Besetzungen reichen da einfach nicht an London heran.

Volles Programm dort in London, obwohl „Amour“ wegen schlechten Kartenverkaufs sehr frühzeitig abgesetzt wurde (und ich zwei Mal sehen wollte) und die Kartenpreise mit drei Premiumstufen eigentlich unbezahlbar werden. Das widerum hat zur Folge, dass die Theater nicht voll sind und viel unternehmen, um wenigstens am Abend ausverkauft zu sein. Selbst „Tina“ hat nun als Rush Tickets bezeichnete Dayseats im Angebot. „Aladdin“ hört – schon – auf im Prince Edward Theatre und Les Misérables“ verlässt am 13. Juli 2019 für Renovierungsarbeiten das Queen’s Theatre – anschließend Umzug ins Gielgud, aber nur konzertant.

Berlin bietet große Vielfalt und zeigt an einem Abend gleichzeitig „Spatz und Engel“ (Renaissance Theater), „Cabaret“ (Tipi am Kanzleramt Berlin), „Drachenherz“ (UdK-Musical in der Neuköllner Oper Berlin) sowie die BB Promotion Tourneen „Chicago“ (Admiralspalast Theater Berlin) und „Star Dust“ (Komische Oper Berlin). Würde ich alles sehen wollen, wenn ich es noch nicht gesehen hätte und überhaupt da wäre.

Viele interessante Kinofilme starten, die sehenswert sind:
Am Donnerstag, 4.7.2019, Kinostart „Traumfabrik“, am 11. Juli 2019 „Yesterday“ und „STREETDANCE – FOLGE DEINEM TRAUM!“ sowie am 18. Juli 2019 die diesjährig dritte „Realverfilmung“ eines früheren Disney-Zeichentrickfilms: „Der König der Löwen“.

25 Musicals hatte die Musicalzentrale auch gemeldet – leider sind keine Uraufführungen gekennzeichnet.
Einige Inszenierungen von Operetten und Musicals fehlen noch? Bitte anmerken. Vielen Dank an alle, die mich rechtzeitig auf Produktionen hinwiesen oder von denen ich sie übernehmen konnte. Auf rechtzeitige und elektronische Plakate und Banner freue ich mich ebenfalls.

Extreme Vielfalt in den Stücken – nur von „Cabaret“ gibt es eine Premiere und eine Wiederaufnahme.
meine 30 Musical- und 5 Operettenpremieren sowie 8 Wiederaufnahmen mit Übernahmen von Operetten, Musicals (inklusive Uraufführungen?) vermischt im Juli 2019:

Ein seltsamer Heiliger oder ein irrer Duft von Bibernell (Wolgast 3.7.),
ÜN Tscharleys Tante (Wien 3.7.),
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (Kassel 4.7.),
Der Mann von La Mancha (Ettlingen 4.7.),
Der Vetter aus Dingsda (Röttingen 4.7.),
Shockheaded Peter – Struwwelpeter (Magdeburg 5.7.),
WA Anatevka (Heidelberg 4.7.),
Die lustige Witwe (Weitra 5.7.),
Hair (Bad Gandersheim 5.7.),
Elisabeth – halbszenisch? (Wien 5.7.),
WA Elfen-Feuer ZWISCHEN FELSEN (Ehrenfriedersdorf 6.7.),
WA Der Zigeunerbaron (Ehrenfriedersdorf 7.7.),
Oper erleben: Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat (Dortmund 10.7.),
Der Zauberer von Oz (Kempten 10.7.),
Al Dente – Ich bin hier Le Chef (Bad Gandersheim 10.7.),
Fly me to the moon (Melk 10.7.),
Ich war noch niemals in New York (Thun 10.7.),
Das Land des Lächelns (Mörbisch 11.7.),
Eine Hochzeit zum Verlieben (Salzhemmendorf 12.7.),
Non(n)sens (Eichstätt 12.7.),
Funny Girl (Bad Hersfeld 12.7.),
WA Cabaret (Berlin 12.7.),
Zigeunerliebe (Baden 13.7.),
Im weißen Rössl (Bad Ischl 13.7.),
Aida (Schwäbisch Hall 13.7.),
WA Priscilla – Königin der Wüste (München 15.7.),
The Rocky Horror Show (Amstetten 17.7.),
WA Wir sind mal kurz weg (Dresden 17.7.),
Breaking Free – A Tribute To Queen (Bad Leonfelden 18.7.),
Mona Lisa – Das Musical (Altenkrempe 19.7.),
Der Spuk persönlich (Berlin 20.7.),
Best of 2019 (Hamburg 20.7.),
Heiße Ecke (Horn-Bad Meinberg 20.7.),
Der Watzmann ruft (München 25.7.),
Doktor Schiwago (Tecklenburg 26.7.),
Der Graf von Monte Christo (Staatz-Kautendorf 26.7.),
Cabaret (Steyr 26.7.),
WA Pflanz der Vampire (Wien 26.7.),
Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs (Hamburg 27.7.),
Blues Brothers (Ehrenfriedersdorf 27.7.),
Fast normal (Marburg 30.7.),
Artus Excalibur (Zwingenberg 31.7.)

London Vorplanungen

Richtig lange Laufzeiten kennt das West End in London nur noch von richtig alten Shows. Selbst „Les Miserables“ hört in seiner (dritten) Spielstätte, dem Queens Theatre, jetzt auf, wird nebenan drei Monate konzertant gegeben, um dann im frisch renovierten Theater dann nicht mehr die Original-, sondern die Tourneeinszenierung zu zeigen. Ähnliches galt ja schon für „Mamma Mia!“, was in der abgespeckten Version weiterhin im Novello Theatre zu sehen ist.

Nachdem sich im letzten Jahr durch Pre-Brexit und „Hamilton“ die Preise quasi verdoppelten und die Theater eher leerer wurden, gibt es weiterhin viele Shows die allabendlich ausverkauft sind. Viele aber erst nach dem täglichen Ausverkauf über Restticketbörsen, wo ich das lange Warten und die Preise am TKTS-Laden nicht empfehlen kann. Es gibt Alternativen wie die Dayseats!

Obwohl ich auf tagesaktuelle Angebote auch hoffe, habe ich im Vorfeld so einiges schon an Eintrittskarten für Schaupiel und Musical gekauft. Aber es ist noch viel Platz in meinen nur achtzehneinhalb Tagen. Leider ist „Amour“ vorzeitig abgesetzt wegen zu geringem Kartenverkauf und „Merrily We Roll Along“ in der Guildhall School of Music & Drama London ist zwei Mal als Matinee eingeplant: freitags und montags quasi unschlagbar (und jedes Jahr so!).

Liegt es daran, dass ich mit dem ÖPNV zu den Theatern komme, dass mich in Deutschland die Sommerbespielungen sowas von NICHT interessieren? Sind es bessere Stücke? Spielen die Darsteller anders? Oder sind die Produktionen konzeptionell wesentlich besser auf dem Punkt (und am Stück selbst) dran?

Wen treffe ich London?

Ausblick auf den Juni 2019

Ausblick auf den Juni 2019 mit 85 Einträgen:
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Vielfalt wird geboten. So gut wie alles ist mir viel zu aufwändig, dorthin extra zu reisen. In Berlin freue ich mich auf „Ada“, „Altar Boyz“ (jetzt nur 3 Mal im Tipi am Kanzleramt), „Drachenherz“, die UA „1001 Nacht – das Musical“, „Spatz und Engel“ und ganz besonders auf die UA „Mord in Balfour Castle“.

Es gibt das Jacques Offenbach Festival 9.-27. Juni 2019 in Köln und die Musicaltage in Linz zu Pfingsten 7. bis 10. Juni 2019. Am Dienstag, 11. Juni 2019 ist die Jubiläumsgala: 50 Jahre GRIPS Theater (GRIPS Hansaplatz, Altonaer Straße 22, 10557 Berlin-Tiergarten).

In London gibt es nach langen Jahren eine Neuauflage der LOST MUSICALS nun als LOST PLAYS. Am So 30. Juni 2019 geht es mit drei sonntäglichen Aufführungen von „AUNTIE MAME“ von 1956 von Jerome Lawrence und Robert E. Lee los im RADA Studio Theatre, 16 Chenies Street, London WC1, inszeniert von Ian Marshall Fisher. Bis November 2019 folgen noch „MERRILY WE ROLL ALONG“ von George S. Kaufman und Moss Hart sowie „THE SHRIKE“ von Joseph Kramm.

Das Kinoereignis wäre am Donnerstag, 13. Juni 2019, sicherlich „Everybody´s Talking About Jamie“, wenn sich Kinos im deutschsprachigen Raum finden würden …
Am 20. Juni 2019 starten u.a. im Kino „INNA DE YARD“ (Doku über Reggae) und „TOLKIEN“ (Biografie, Von Dome Karukoski, Mit Nicholas Hoult, Lily Collins, Craig Roberts). Am 27. Juni 2019 starten u.a. im Kino „PETS 2“ (Animation mit neuen Tierepisoden) sowie „EIN BECKEN VOLLER MAENNER“(Erfolgskomödie aus Frankreich).

49 Musicals hatte die Musicalzentrale auch gemeldet – leider sind keine Uraufführungen gekennzeichnet (inklusive von drei Konzerten). Einige Inszenierungen von Operetten und Musicals fehlen noch? Bitte anmerken. Vielen Dank an alle, die mich rechtzeitig auf Produktionen hinwiesen oder von denen ich sie übernehmen konnte. Auf rechtzeitige und elektronische Plakate und Banner freue ich mich ebenfalls.

meine 65 Musical- und 14 Operettenpremieren sowie 7 Wiederaufnahmen mit Übernahmen und Gastspieltourneen von Operetten, Musicals (inklusive 4 oder mehr Uraufführungen) vermischt im Juni 2019:

UA Piraten wie wir – Die Ungeduld der Herzen – A Musical Comedy (2x in Wien 1.6.),
Madame Pompadour (Leipzig 1.6.),
Robin Hood (Coesfeld 1.6.),
Spatz und Engel (Berlin 2.6.),
WA Orpheus in der Unterwelt (Wien 2.6.),
UA Malala (Bielefeld 5.6.),
ÜN Ada (Berlin 5.6.),
The Addams Family (Jagsthausen 5.6.),
Backbeat – Die Beatles in Hamburg (Esslingen 6.6.),
Grimm! (München 6.6.),
Orpheus in der Unterwelt (Bielefeld 7.6.),
Der kleine Horrorladen (Berlin 7.6.),
The Rocky Horror Show (Klingenberg am Main 7.6.),
Evita (Ulm 7.6.),
Eine Nacht in Venedig (Rostock 8.6.),
La Cage aux Folles (Barsinghausen 8.6.),
Spamalot (Trier 8.6.),
Chess – halbszenisch (Linz 8.6.),
Ein Schiff wird kommen (Lübeck 8.6.),
Shrek – Das Musical (Schwedt (Oder) 8.6.),
The Last Five Years (Basel 8.6.),
La Cage Aux Folles (Greven 8.6.),
Wir sind mal kurz weg (Paderborn 8.6.),
ÜN Hair (Rathen 8.6.),
Pippin (Tübingen 13.6.),
Jeanne d’Arc – konzertant (Lüneburg 13.6.),
Saturday Night Fever (Bad Vilbel 13.6.),
Hallo, Dolly! (Röttingen 13.6.),
Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat (Wetzlar 13.6.),
Schwestern im Geiste (Mainz 13.6.),
ÜN Drachenherz (Berlin 13.6.),
WA Comedian Harmonists (Hamburg 13.6.),
UA 1001 Nacht – das Musical (Berlin 14.6.),
The Greatest Star (Wien 14.6.),
Bachelor-Show Musikalisches Unterhaltungstheater (Wien 14.6.),
Rock of Ages (Castrop-Rauxel 14.6.),
UA Hammer – Liederabend (Kiel 14.6.),
Bei Hempels hinterm Sofa (Bremen 14.6.),
Chicago (Magdeburg 14.6.),
Anatevka (Reutlingen 15.6.),
Im weißen Rössl (Seevetal 15.6.),
Orpheus in der Unterwelt (Mönchengladbach 15.6.),
Spring Awakening (Hagen 15.6.),
Linie 1 (Katzweiler 15.6.),
Lazarus (Leipzig 15.6.),
Lazarus (Göttingen 15.6.),
Big Fish (Leinfelden-Echterdingen 15.6.),
Kaninchen können’s besser (Bad Bentheim 15.6.),
Kohlhiesels Töchter (Hallenberg 16.6.),
Der Opernball (Wien 17.6.),
Die Insel Tulipatan & Herr Blumenkohl gibt sich die Ehre (Köln 17.6.),
Carrie (Hamburg 17.6.),
Die Großherzogin von Gerolstein (Köln 19.6.),
Ludwig meets Michael Jackson (Füssen 20.6.),
Whistle Down The Wind (Stendal 21.6.),
The Rocky Horror Show (Oldenburg 21.6.),
Jesus Christ Superstar (Sondershausen 21.6.),
Anatevka (Schwerin 21.6.),
Don Camillo & Peppone (Tecklenburg 21.6.),
Spatz und Engel (Bad Gandersheim 21.6.),
Ewig jung (Schwäbisch Hall 21.6.),
Shrek – Das Musical (Reutlingen 21.6.),
Arizona Lady (Ulm 22.6.),
Boccaccio (Schönebeck 22.6.),
Der Vogelhändler (Baden 22.6.),
Ein Hauch von Venus (Dresden 22.6.),
Die Dreigroschenoper (Görlitz 22.6.),
Yellow Brick Road (Wien 22.6.),
My Fair Lady (Donauwörth 22.6.),
WA Tschitti Tschitti Bäng Bäng (München 23.6.),
Die Dreigroschenoper (Heidelberg 23.6.),
Die Dreigroschenoper (Eggenfelden 27.6.),
Jekyll & Hyde (Aachen 27.6.),
DSE Carmen (Winzendorf 27.6.),
UA Mord in Balfour Castle (Berlin 28.6.),
Die Bajadere (Neustrelitz 28.6.),
Auf der grünen Wiese (Wilfersdorf 28.6.),
Der kleine Horrorladen (Georgsmarienhütte 28.6.),
Kiss Me, Kate (Eutin 28.6.),
Grease (Wunsiedel 28.6.),
Jesus Christ Superstar (Stralsund 28.6.),
WA Oh Alpenglühn! (Dresden 28.6.),
Blues Brothers (Rostock 29.6.),
Singin‘ in the Rain (Lüneburg 29.6.),
Doktor Schiwago (Bruchsal 29.6.),
The Rocky Horror Show (Mayen 29.6.),
Saturday Night Fever (Meppen 29.6.),
Jesus Christ Superstar (Augsburg 29.6.),
Hyper! Hyper! (Braunschweig 29.6.),
ÜN-WA Love Me Tender (Zwickau 30.6.),
WA Heisser Sommer (Ehrenfriedersdorf 30.6.)

Jahreswechsel in London

Irgendetwas ist immer. Auf alle Fälle ist das Angebot groß in London zum Jahreswechsel 2018 auf 2019. Dazu haben die Theater noch variierende Spielpläne mit zusätzlichen Matineen. Quasi jeden Tag Doppelshow!

Nicht alles wollte, konnte oder musste ich sehen. Einiges konnte ich nachholen und „Company“, „The Band“ und „Nice Work If You Can Get It“ standen ganz oben auf der Liste. Auch „Aspects of Love“, wo die erste Voraufführung nicht einmal vier Stunden vor Beginn abgesagt wurde. Angeblich wegen Krankheit, aber da die Produktion schon gespielt hatte in Manchester in nahezu derselben Besetzung, liegt bei mir die Vermutung zu einem viel zu knappen und schlecht geplanten Produktionsplan. Dann kann eben nicht die erste Voraufführung für Montag angesetzt werden, wenn kein Puffer eingeplant ist. Schlecht gemacht von Katy Lipson und Aria Entertainment.

Bis auf das wirklich groß gemachte, aber schlechte „Bat Out Of Hell“ im Dominion Theatre – ich könnte es Szene für Szene sezieren und waren Compilations in den 1980ern alle so oberflächlich gemacht? – waren es wunderbare Schauspiele und Musicals:

Company (Gielgud Theatre London)
Seussical the Musical (Southwark Playhouse, The Large)
Nativity! The Musical (Eventim Apollo Hammersmith London)
Orpheus (Battersea Arts Centre)
Motown – The Musical (Shaftesbury London)
The Band (Theatre Royal Haymarket)
Circus 1903 (Royal Festival Hall, Southbank Centre, London)
War Horse (Lyttelton, National Theatre London)
Bat Out Of Hell (Dominion Theatre)
Nice Work If You Can Get It (Upstairs at the Gatehouse London)
Caroline, or Change (Playhouse Theatre)
Company (Gielgud Theatre London)
42nd Street (Theatre Royal Drury Lane, London)
Hot Gay Time Machine (Trafalgar Studio 2)
The Curious Incident of the Dog in the Night-Time (Piccadilly Theatre)
Murder for Two (The Other Palace)
Snow White (London Palladium)
Swan Lake (Sadler´s Wells Theatre)
Hamilton (Victoria Palace Theatre)
Hadestown (National Theatre Olivier London)
Misérables, Les (Queen´s Theatre, London)
Matilda (Cambridge Theatre London)

Absage erst um 16 Uhr: VA Aspects of Love (Southwark Playhouse London, The Large)

 

 

Jahreswechsel London 2018-2019

Noch ein Monat bis zum Kurzurlaub in London über den Jahreswechsel 2018-2019. 11 Tage bieten die Möglichkeit, 22 Theatervorstellungen anzusehen. Und jedes Theater hat einen eigenen Aufführungsplan, wann gespielt wird. Zusätzliche Matineen sind angesetzt. Das bietet mir wirklich Möglichkeiten und wie immer die Qual der Wahl, wann ich was mir anschauen könnte.

Noch ist nicht sehr viel fixiert. Über Tipps bin ich wie immer dankbar. Aber alles kann ich nicht sehen…

Auf die ersten, gebuchten Vorstellungen freue ich mich schon. Weitere Musicals und die Schauspiele fehlen noch. Silvester bei „The Band“ und am nächsten Nachmittag im Zirkus ohne Tiere – nur von Menschenhand bewegte.

London 21. – 25. Februar 2018

London 21. – 25. Februar 2018 – Spontan geplant und teilweise spontan vor Ort Karten gekauft. Teilweise durch Dayseats und zahlreiche Angebote auch sehr günstig (Durchschnittspreis GBP 24,33).
Glücklich über alle 9 Vorstellungen in viereinhalb Tagen. Beeindruckt erneut vom Regietheater in London, was definitiv deutschen Produktionen vorzuziehen ist.

Im Einzelnen waren es:
The Girl From the North Country (Noël Coward Theatre) – so geht ergreifendes Schauspiel mit Musik – mit genialem Logenplatz
Barnum (The Menier Chocolate Factory, London) – endlich einmal das Zirkusmusical im Ganzen – und im Rund
The Grinning Man (Trafalgar Studios) – absolute Entdeckung sofort einzukaufen
Five Guys Named Moe (Marble Arch Theatre – Spiegeltent, London) – endlich mal gesehen und dann wirklich schlaue Unterhaltung im Rund
Eugenius! (The Other Palace) – perfekt gemachtes Aufleben der 80er – mit Kurzblick auf Lloyd-Webber & Macintosh
Pippin (Southwark Playhouse) – glücklicher Besitzer eines letzten Tickets erlebt Magie auf kleiner Bühne
Iolanthe (ENO, London Coliseum, London) – was für eine Pracht
Pinocchio (Lyttelton Theatre im NT) – genial, wie Bühne live (ver)zaubern kann
Carmen 1808 (Union Theatre, London) – so gehen Bearbeitungen!

42nd Street und Young Frankenstein wollte ich auch sehen, doch es war wieder zu wenig Zeit. Nächstes Mal im Juli 2018. Wer kommt mit?
Jetzt warten nur 100 Fotos mit den Theateraußenansichten gesichtet und bearbeitet zu werden …

 

Follies im Kino am 16. November 2017

Follies ist das Musical von Stephen Sondheim (Musik und Gesangstexte) und James Goldman (Buch) über das kurz vor dem Abriss stehende Weissman-Theater, ein legendäres Revue-Theater der 1920er Jahre in New York. Impresario Weissman lädt daher sein ehemaliges Ensemble nach 38 Jahren zu einer Abschiedsvorstellung ein, was Erinnerungen mit sich bringt und Lügen offenbart.
Lieder wie „Beautiful Girls“, „Losing My Mind“, „Broadway Baby“, „I’m Still Here“, „Too Many Mornings“, „Could I Leave You?“, „Waiting for the Girls Upstairs“, „In Buddy’s Eyes“ und einige mehr gehören hierzu.

Die Uraufführung fand am 4. April 1971 am Broadway im Winter Garden Theatre unter der Regie von Harold Prince und Michael Bennett statt und wurde mit 7 Tony Awards ausgezeichnet (11 Nominierungen).
Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 27. September 1991 in Berlin am Theater des Westens unter der Regie und mit der Choreographie von Helmut Baumann und Jürg Burth statt. Die Musikalische Leitung hatten Rolf Kühn und Steven Smith. Nach den 7 Voraufführungen vom 19.-26.9.1991 gab es 87 Aufführungen vom 27.9.-29.12.1991. Die 87 Vorstellungen sahen 63929 Zuschauer was bei ca. 1400 angebotenen Sitzplätzen (genaueres weiß vielleicht das Deutsches Bühnen-Jahrbuch) eine Auslastung von ca. 52,5 % bedeutet (laut Werkstatistik 1991/92 des Deutschen Bühnenvereins).

Die Londoner Neuinszenierung im Olivier Theatre vom National Theatre wird OHNE PAUSE gespielt vom 22. August 2017 bis 3. Januar 2018 (ursprünglich nur bis 4. November geplant).
Diese Produktion wird live übertragen weltweit in Kinos am 16. November 2017 um 19 Uhr Ortszeit mit der „NT Live camera rehearsal“ am 15. November 2017 um 13:30 Uhr. Doch in Deutschland gibt es erschreckenderweise kaum Kinos, die sich daran beteiligen. Eher werden Opern und Ballette in Sonderübertragungen gezeigt.

Berlin hat Glück und kurzfristig zeigt das Cineplex Titania-Palast in Steglitz im Kino 7 am Donnerstag, 16. November 2017, um 20:00 Uhr die Londoner Aufführung. Immerhin der viert größte Saal (von 7) mit 114 Plätzen. Also recht klein gegenüber den 395 Plätzen in Saal 1, wo sonst Opern gezeigt werden …
WIE WAR’S UND HAT’S GEFALLEN?

Follies National Theatre London - 16 November_

Follies National Theatre London

Hamilton ab wann im Victoria Palace Theatre London

Für „Hamilton“ wird das Victoria Palace Theatre in London von den Grundmauern aus saniert und neu aufgebaut. Die europäische Erstaufführung im Victoria Palace Theatre in London ist für den 21. Dezember 2017 angekündigt. Jetzt wurden die ersten 16 Voraufführungen ersatzlos gestrichen. Die Previews beginnen statt am 21. November nun erst am 6. Dezember 2017.
Das Voraufführungen gestrichen werden, ist nicht ganz ungewöhnlich. Doch alle Vorstellungen, für die bisher bis Juni 2018 Karten gekauft werden konnten, sollen nach eigenen Angaben ausgebucht sein. Doch für den Fall von ausfallenden Vorstellungen wurden Plätze in den verbleibenden Vorstellungen geblockt, die nun den betroffenen Kunden zur Verfügung stehen.
Bestehen also doch noch Chancen für Eintrittskarten kurzfristig – ohne die exorbitanten Aufschläge wie am Broadway? In den letzten Jahren gab es auch immer Dayseats für die erste Reihe …

Im Victoria Palace Theatre war zuletzt die Uraufführungsinszenierung von „Billy Elliot“ (31.03.2005 bis 2016) zu sehen.

„Customers who purchased tickets via official channels will be contacted directly by Ticketmaster in order to be re-seated. Tickets which had been held in reserve to be used at the time the building was nearing completion will be allocated to those patrons who originally booked for the re-scheduled performances.“

3 von 5 für frech frisches Fußballmusical

“He Shoots! He Scores!” ist vielleicht nicht der große Wurf oder Fang, aber ein Treffer landet das Above The Stag Theatre in einem Vauxhall-Bahnbogen. Joe verlässt für einen guten Job seine Heimat und seinen Freund Charlie. In London spielt er in seiner Freizeit Fußball in einem schwulen Verein. Als sie voller Selbstvertrauen zu einem Turnier nach Spanien fliegen, werden allerlei Beziehungskonstellationen aufgeworfen. Doch im Wettkampf sind sie der einzige benannt schwule Club. Doch was für Gefühle haben die anderen Fußballer für sie? Wenn dann der Ex unerwartet zu einem anderen Team gehört? Wer mit wem? Acht zu weilen halbnackte Männer spielen mit den Erwartungen.

Frech und sehr effektiv werden wehmütige Solos mit Liebesduetten und motivierenden Ensembles gemixt. Manchmal will es sogar trotz einfachem Keyboard nach richtig großem Musical klingen. Dann begeistert die schnelle Show.

He Shoots! He Scores! 20170707 Above The Stag Theatre - Banner

He Shoots! He Scores!
Musik, Text: Jon Bradfield | Buch: Jon Bradfield & Martin Hooper

Premiere am 7. Juli 2017 im Above The Stag Theatre London, 5. Juli 2017 bis 6. August 2017, verlängert bis 20. August 2017

Regie: Robert McWhir | Musikalische Leitung: Simon David | Choreographie: Carole Todd | Ausstattung: David Shields | Produzent: Peter Bull | Lichtdesign: Jamie Platt
Joe: Jamie Barwood | Charlie: Richard Watkins | Tayzr: Duncan Burt | Pete: Harry Cooper-Millar | Frazer; Jase; Marcus: Joey Goodwin | Will: Danny Couto | Liam: Tom Mann | Matthias: Andrew Cannon

4 von 5 fürs Gastspiel Lady Day at Emerson’s Bar and Grill

Eine Produktion mit langer Geschichte: „Lady Day at Emerson’s Bar and Grill“ jetzt für ein paar Wochen im gemütlichen Wyndhams Theatre im West End. Es ist 1959 und auf der Bühne ist Emerson’s Bar aufgebaut mit Standmikrofon, 3er Band, 8 Tischen an denen 35 Zuschauer Platz nehmen. Quasi hautnaher seitlicher Blick auf 90 Minuten Zeitgeschichte. Leider ganz ohne Erinnerungsfotos. Vor der Bühne zunächst auch keine Sitzreihen. Dafür drei Reihen mit 17 Bartischen und dahinter dann die hellgrünen Klappsitze.

Die Musiker geben 15 Minuten ein einstimmendes Vorprogramm. Der Saal ist sehr gut verkauft.

Audra McDonald spielt nicht, sonders ist ihre Figur. Beeindruckend. Zwischen ihren Liedern erinnert sie sich an Episoden aus Billie Holidays Leben. Dabei trinkt sie Gin, wird immer betrunkener, verspricht sich, torkelt, stürzt und kramt kurz ihren Hund hervor. Einzig der Perückenansatz zeigt, dass dann doch eine Sängerin eine Rolle spielt. Der Pianist gibt etwas aushilfsweise Partner Jimmy Powers. Alles genau durchdacht und geplant von Sunset-Boulevard-Regisseur Lonny Price. Bis zur vom Zuschauer angebotenen und angezündeten Zigarette.

Doch ein Problem in der Bar wird nicht gelöst: Warum sollte ich einer betrunkenen Frau, die ihre Lebenslügen uns quasi direkt auftischt, viel glauben? Wo ich vor lauter Perfektion einfach nicht hinter die perfekt aufrecht gehaltenen Maske schauen kann?

Da ist Torsten Fischers „Blue Moon“ mit Sona McDonald mit all den Brüchen um einiges berührender.

Lady Day at Emerson’s Bar and Grill

Mit dem Tony ausgezeichnet in New York jetzt im Wyndhams Theatre London, 17. Juni bis 9. September 2017, Premiere am 27. Juni 2017

4 von 5 für tierisch überzeugender Wind in the Willows

Ganz ohne Vorkenntnisse des Kinderbuches „The Wind in the Willows“ und der Tiercharaktere entfalltet sich ein bezauberndes Musical für jung und junggeblieben. Die Waldtiere menscheln sehr und haben mehr menschliche Charaktereigenschaften als tierische. Sie bemerken, wie wichtig ein Miteinander ist, lernen mehr oder weniger dazu und bestehen Abenteuer, bei denen sie auch die Otter-Tochter von den Wieseln befreien.

Die Mary-Poppins-Macher erzählen das sehr gekonnt und bieten unterschiedliche Nummern. Im Einheitsbühnenbild gibt es eine kleine Drehscheibe in der Mitte, die das Palladium London von sich aus besitzt. Dazu große Elemente von den Seiten (auch gewendet genutzt) und viel von oben inklusive Sternenhimmel.

Innovativ ist das ganze nicht unbedingt, aber sehr unterhaltend erzählt. Aber vor allem ist die Besetzung der Charaktere interessant und empfiehlt sich fürs Stadttheater: junge und ältere Solisten, Chor und Ballett möglich. Ob nun die Komische Oper, die Staatsoperette oder das Gärtnerplatztheater die deutschsprachige Erstaufführung ergattert? Zwar ist das Kinderbuch “Der Wind in den Weiden” im Deutschen eher unbekannt, aber ohne Vorkenntnisse der Geschichten oder Charakter erzählten sich die Tierabenteuer.

Ob im Originalbuch vielschichtiger erzählt wird und ob die Tiere dort auch etwas dazu lernen?

5 von 5 für speziellen Hired Man

Wieder eine Produktion, die ich sofort nach Berlin holen und mit 15 Musicaldarstellern neu besetzen würde: „The Hired Man“ im Union Theatre Southwalk. Das besondere (für London) ist, dass die Darsteller zu Keyboard, Violine und Cello komplett ohne Verstärkung singen. Die Choreographien mit den Kostümen sind wieder das Geheimnis. Dazu die klar erzählte Geschichte um eine Dreieicksgeschichte, wo die Frau des angeheuerten Arbeiters vom Sohn des Besitzers begehrt wird. Doch wer kann dem groß gewachsenen Tenor widerstehen? Dazu noch das neue Jahrtausend mit Weltkrieg und Bergbauunglück.

Eine Bretterwand im Hintergrund, aufgeklebte Fußbodenpanele und ansonsten nur Stühle, Tische und Kisten plus viele Lichtstimmungen mit modernen Geräten. So einfach und bewegend kann Musical sein – auf den Punkt genau!

Wunderbar, auch wenn eben die Geschichte eher gerade erzählt wird, musikalisch zu sparsam instrumentiert und der Hauptdarsteller nicht wirklich mitreißt – dafür eben das Ensemble im Gesamten.


„The Hired Man“
Komposition & Gesangstexte: Howard Goodall, Buch: Melvyn Bragg

Union Theatre Southwalk, 19. Juli – 12. August 2017, Premiere am 21. Juli 2017

5 von 5 für Adrian Mole & Company

Wenn die Neuköllner Oper in Berlin zwar auf Kooperationen setzt und sich in Regisseurtheater verwirklicht, muss ich eben woanders hingehen. Beispielsweise in die absolut vergleichbare Menier Chocolate Factory in London, von denen ich einiges gesehen habe und die ihren Raum auch immer neu erfinden. Und mit der Romanadaption „The Secret Diary of Adrian Mole Aged 13¾“ hat das Kreativteam mit den sechs Musicaldarstellern und vier Kindern (dreifach besetzt) plus versteckter Liveband wieder ganz großes geschaffen.

Adrian Mole führt den Zuschauer durch sein 13. Lebensjahr von Januar bis Weihnachten. Er analysiert seine Situation, die seiner Eltern und Freunde. Das macht aller größte Freude, ist doch auch für mich Gay Soper als Grandma mit dabei.
Da alle auch Ensemblerollen übernehmen, spielen die Erwachsenen auch Mitschüler in Schuluniform. Irgendwie manchmal eben an „Elternabend“ der Neuköllner Oper erinnernd.

Bewegliche Zimmerwände und einige Türen schaffen extrem schnelle Verwandlungen mit den Darstellern. Dazu noch die Bühne im Sinne eines Schülers gestaltet – inklusive Lineale und Tintenkleckse. Plus Dekorationen, die den Zuschauer in das Jahr 1981 mitnehmen.

Alle vom feinsten. Und die Preise mit GBP 45,-/49,50 recht hoch. Obwohl die West End Produzenten momentan gerne Shows mit Kindern produzieren, ist eine Übernahme ins große Theater – leider – noch nicht verkündet.

„The Secret Diary of Adrian Mole Aged 13¾“
von Pippa Cleary (Musik & Text) und Jake Brunger (Buch / Text) nach dem Roman von Sue Townsend

Menier Chocolate Factory London, Premiere am 26. Juli 2017, Spielzeit vom 14. Juli 2017 bis 9. September 2017

Regie: Luke Sheppard | Musikalische Leitung: Alex Parker | Choreographie: Rebecca Howell | Ausstattung: Tom Rogers | Licht Design: Howard Hudson | Sound Design: Greg Clarke | Orchestrierungen: Paul Herbert
Adrian: Benjamin Lewis / Ilan Galkoff / Samuel Menhinick | Pauline Mole: Kelly Price | George Mole: Dean Chisnall | Mr Lucas; Mr Scruton: John Hopkins | Pandora: Asha Banks / Georgia Pemberton / Lara Wollington | Nigel: Amir Wilson / Edward Hooper / Max Robson | Barry: Jason Rennie / Callum Mcdonald / Connor Davies | Doreen Slater; Miss Elf: Lara Denning | Grandma Mole: Gay Soper | Bert Baxter: Barry James | Male Cover: Mathew Craig | Female Cover: Claire Greenway

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„The Secret Diary of Adrian Mole Aged 13¾“ in der Menier Chocolate Factory London

5 von 5 für Annie

Eine strenge Erzieherin brauchen vor allem die Mütter, die ihre Kinder die ganze Vorstellung über zuckerhaltigen Dreck raschelnderweise in ihren Rachen stopfen (lassen). Die auf Umsatz abzielenden Theater sind zum Teil selber Schuld an der Unruhe im dunklen Zuschauersaal. Sie sind einfach nicht erzogen. Die Mütter. Die Kinder später auch nicht. Doch ob da die Gin trinkende Waisenaufpasserin Mrs. Hannigan das richtige Beispiel ist? Jedenfalls reißt Fernsehstar Miranda Hart da nicht wirklich was heraus.

Jedenfalls ist „Annie“ im Londoner West End zu Gast – es gab vorher eine Tournee, wo viele Darsteller schon dabei waren. „Annie“ macht die Choreographien von Nick Winston und das viele, teilweise klassische Tanzen GANZ GROß. Dazu die Rollen erzählenden Kostüme in einem wandelbaren, technisierten Bühnenbild, viele Lichtstimmungen und perfekter Sound. Das versteckte Orchester reicht auch in der übersichtlichen Instrumentierung. Da hat Regisseur Nikolai Foster eine große Show geschaffen.
Und eben mit Wuschelhund und exzellenten dreifach besetzten sieben Mädchen, die von der eigentlichen Leistung auf der Bühne ablenken.

„Annie“
Musik: Charles Strouse | Buch: Thomas Meehan | Texte: Martin Charnin

im Piccadilly Theatre London ab 23. Mai 2017, Premiere am 5. Juni 2017

Inszenierung: Nikolai Foster | Musikalische Leitung: George Dyer | Choreographie: Nick Winston | Ausstattung: Colin Richmond | Licht: Ben Cracknell | Sound Design: Richard Brooker

Annie: Madeleine Haynes / Lola Moxom / Ruby Stokes | Miss Hannigan: Miranda Hart [bis 17. September 2017] / Craig Revel Horwood [ab 18. September 2017 für 10 Wochen] | Daddy Warbucks: Alex Bourne | Grace Farrell: Holly Dale Spencer | Rooster: Jonny Fines | Lily: Djalenga Scott u.a.

3 von 5 für Che und Evita

Es hat definitiv seine magischen Momente. Dank des wunderbaren Musicals „Evita“ gibt es berührende Situationen in einer politischen Umgebung. Die internationale Tournee ist für 12 Wochen zu Gast im Phoenix Theatre London. Am 2. August war Premiere und Press Night und ich stellte fest, dass das Regieteam sich nicht verbeugt.
Meine 26. Inszenierung des Klassikers war leider erstaunlich humorlos inszeniert, dafür sehr effektiv mit schlauen Verweisen, wie dem Erdbeben. Doch die Doppelbödigkeit, die auch in der Instrumentierung zu finden ist, habe ich vermisst. Das ginge besser.

Das Ensemble insgesamt zu klein, um Aristokraten, Militär und Volk zu spielen. Emma Hatton als Eva ist auf den Punkt und erinnert an Ruthie Henshall. Der in Stuttgart lebende Italiener Gian Marco Schiaretti gibt den uniformierten Ché sehr präsent, aber Kopfbedeckung und Militärjacke verstecken eher seinen Charakter. Kevin Stephen-Jones gibt den charismatischen Perón, dessen schwarze Perücke durchaus ans Phantom erinnert.

Es musste nicht eine Neuerfindung sein, aber eben die Zwischentöne müssen die Regisseure Bob Thomson und Bill Kenwright schon sichtbar machen. Choreograph Bill Deamer hält alles flüssig am laufen und Ausstatter Matthew Wright bietet eine dreigeteilte Brücke, die einzeln nach vorne fahren kann für unterschiedliche Szenenräume. Praktisch und gut – eben alles.

Evita
28.07.2017 bis 14.10.2017 – 12 Wochen Tournee im West End, Premiere am 02.08.2017 im Phoenix Theatre London

Wo sind die Produzenten?

Die Vielfalt und das Nebeneinander macht es. London bietet mega große bis zu ganz kleinen Produktionen, von wenigen Vorstellungen bis zu Open End. Manches fast unbezahlbar, manchmal für das wenige Geld fast hinterher geworfen.
Oft wird beklagt, dass die Zuschauer – von den Medien gestützt – sich nur das ansehen, was alle anderen auch sehen wollen. Anstatt sich selbst zu informieren, was einen interessieren könnte. Auch nur dort hinzu gehen, wo ein bekanntes Gesicht aus Fernsehen oder Film auf der Bühne steht. Und eben drei Mal in der Woche nachmittags zu spielen, weil die älteren Zuschauer gerne sich dort verabreden und die eben das Geld haben und den Zuschauerraum füllen – neben den ganzen Touristen, denen oft einfach irgendwas verkauft werden kann und wird.

Jedenfalls stelle ich fest, dass nach einem Jahr die Theater wieder voll sind. Letztes Jahr im Frühjahr war eine Katastrophe, weil fast ein Drittel aller Theater leer stand und die neuen Produktionen noch nicht spielten. Viele Produktionen machen auf ihrer Tournee gerade für länger Halt im West End. Viel selten gespieltes ist zu sehen.

Viele Vorstellungen sind auch richtig gut verkauft – bis hin zu oft auch ausverkauft. Manches richtig Gutes ist auch leer. Und das auf engem Raum angesiedelt. Ohne groß reisen zu müssen. Und mit Angeboten für Eintrittskarten. Einfach FRAGEN! Und gut planen!

Viele Produktionen würde ich gerne sofort in Deutschland spielen. Wir haben die entsprechenden Bühnen und die ebenso passende, qualifizierten, erfahrenen oder auch bekannten Darsteller (fast alle). Doch uns fehlen die Produzenten, die eine Produktion sich trauen, aus London zu übernehmen, neu zu besetzen und damit wieder Geld zu verdienen (und Arbeitsplätze zu schaffen). Oft auch fehlen die Regisseure, Choreographen, Bühnenbildner, Lichtgestalter, Sound Designer und VOR ALLEM die Kostümbildner, die solch schlauen Inszenierungen durchdenken und gestalten. Musikalische Leiter hätten wir für wesentlich größere Orchester, doch in London wird mit dem oft genialen Sound dermaßen das Ohr überwältigt, dass der Zuschauer ein zahlenmäßig größeres Orchester in London selten verlangt. Aber sich freut, wenn es denn einmal da wäre. Die Musik tritt also eindeutig als Begleitung in den Hintergrund.

Produktionen werden im Kino übertragen oder für Bildtonträger aufgezeichnet. Das scheint dem Zuspruch im harten Kampf, um das Geld der Zuschauer nicht abträglich zu sein. Mal sehen, ob sie den Verkauf von Eis und anderem wieder im Zuschauerraum zurückfahren. Jedenfalls ärgert es die Darsteller immer mehr, dass nicht ihr Bühnenprogramm genossen wird, sondern eher die Tüte Chips mit einem Blick auf die neues Mobilnachrichten… Selber Schuld, wenn sie eben mit Verkauf im Zuschauerraum ihr Publikum so schlecht erzogen haben.

Übrigens: Durch die Flut an Mobilfunktelefonen (selten gibt es vorher ein erinnerndes Klingeln), ist es inzwischen entspannter, im Theater zu fotografieren …

Und was weiterhin extrem nervt: es gibt von manchen Produktionen parallel bis zu drei (und vielleicht auch mehr) verschiedene Flyer! Wer soll da den Überblick behalten? Und braucht man verschiedene? 
Was wird das Musicalarchiv damit anfangen können?
Und natürlich: einen aktuellen habe ich vergessen zu fotografieren. Wer ist es diesmal?

Am Ende haben die Dreamgirls ausgeträumt

Es hatte doch geklappt und ich durfte mir für „Dreamgirls“ eine Eintrittskarte in der ersten Reihe für super günstige 15 Britische Pfund kaufen. Eigentlich überglücklich erreichte mich die aalglatt durchlaufende Showbusinessgeschichte dann doch nicht ganz. Schade. Alles sehr gut gemacht, aber die Seele vom Ganzen finde ich unterbelichtet und die Inszenierung überbewertet.
Auch Fernsehstar Amber Riley als Sängerin Effie White spielt alles gerade auf den Punkt, aber keine Zwischentöne, Wendungen, Überraschungen. Das ist schwach. Und ihre privaten Armtatoos stören, wenn sie bei Gesten breit präsentiert werden. Das Ensemble ist durchaus stark – besonders die Männer in einem Musical über starke Frauen! Auch wenn alles nur flüssig und äußerlich wirkt, werden erstklassige, starke Momente gesetzt. Aber auch nicht mehr.

Regisseur Casey Nicholaw setzte auf den einfachen Publikumsgeschmack mit schönen langen und lauten Tönen, wo dann der erwartete Szenenapplaus automatisch einsetzt. Der musikalischer Leiter am Keyboard begleitet brav und der Sound von Richard Brooker ist um Längen zu laut – bis es schmerzt! Gerade in London bekommt der Zuschauer Differenzierteres geboten. Hugh Vanstone macht mit Licht die ganzen Szene mittels vier fahrbarer Lampenpanelen. Denn das kaum vorhandene Bühnenbild von Tim Hatley besteht bestenfalls aus Streifenvorhängen oder schwarz-grauen Wänden. Es war sicher teuer, sieht aber billig aus.
Die Kostüme von Gregg Barnes sind auch mittels der Überraschungen in Blitz schnellen Verwandlungen der Knaller und lenken gekonnt vom ärgerlichen Bühnenbild mit drei minikleinen fahrbahren Podesten ab.

Die Eintrittskarte in der ersten Reihe hatte ich nach mehreren Versuchen gewonnen bei der Mobillotterie via TodayTix. Doch das macht mir keinen Spaß und finde das nur nervig. Ab vier Stunden vorher werden die Gewinner aus einer unbekannten Anzahl von Teilnehmern gezogen. Jeweils eine Stunde Zeit zum Bezahlen via Kreditkarte. Verfallene Tickets bekommen welche, denen nicht gleich abgesagt wurde. Die bekommen erst zwei Stunden vorher die Nachricht, dass sie umsonst auf die Vorstellung gehofft haben. Mir gefällt das System so nicht. Vor allem, weil so kurzfristig entschieden wird.

Nach 19 Jahren wieder gut, „Dreamgirls“ mit Musik von Henry Krieger und Buch von Tom Even gesehen zu haben. Es gibt Besseres in London zu sehen und einige wichtigere Produktionen, die auch etwas erzählen wollen und können.

Dreamgirls
Musik: Henry Krieger | Buch & Text: Tom Even

Premiere am 14.12.2016 im Savoy Theatre, London

Inszenierung & Choreographie: Casey Nicholaw | Musikal. Supervision: Nick Finlow | Bühnenbild: Tim Hatley | Kostüme: Gregg Barnes | Licht: Hugh Vanstone | Sound: Richard Brooker

Zwei Männer und eine Miss Nightingale

Wieder eine Inszenierung und ein Erlebnis, was ich mit Berliner Künstlern aber sofort in Berlin zeigen würde: „Miss Nightingale – the Musical“. Diese Aufführung hätte sofort Plan A sein müssen – ein Glück, es gesehen zu haben.

Vor dem Beginn geht es denkbar schlecht los: Der Eingang unter dem riesigen Bahnhof Waterloo ist nicht der Zugang zum Theater im Bahnbogen. Eintrittskarten gibt es auch nicht. Dann warten, wo keine Plätze sind, worauf dann der Zugang zur Lounge geöffnet wird, wo es alte Ledersofas gibt, aber noch nicht der Saal mit den unnummerierten Plätzen ist. Erst keine Programmhefte zu finden – nur Plakate.

Doch es geht weiter tief hinein in den Bahnbogen. Tische oder Kinosaalbestuhlung wartet, die Darsteller verkaufen Schokolade und Programmhefte im Stile der 1940er als Ration Book. Und mit Klavierbegleitung tauche ich für zweieinhalb Stunden in eine bittere Zeit ein. London, während des zweiten Weltkriegs. Impressario Frank bringt einen neuen Star in seinem Cabaret heraus: Miss Nightingale. Ihre Auftritte bilden den Rahmen für seine Geschichte. Großartige eindeutig zweideutige Songs, wo es nicht nur „um die Wurst“ geht.
Er verliebt sich in ihren Mitbewohner George, eigentlich der aus Polen über Berlin emigrierte Jurek, wird dann wegen seiner Homosexualität erpresst und will zum Schein Miss Nightingale heiraten, die wiederum schwanger von ihrem Freund Tom verlassen wurde. Doch sie ahnt nicht, dass sie benutzt wird, will doch ihn aber auch nur ausnutzen. Das bietet Stoff für reichlich spannende Szenen und wunderbare Lieder, die teilweise sogar wie parallel ablaufen. Wunderbar viele Ideen!

Und das Besondere: neben dem Autor & Komponisten sowie seinem mitproduzierenden Ehemann spielen alle sechs Darsteller auch alle Instrumente. Was eine ganze Menge sind und selbst ein Banjo erklingt.

Dass das alles so flüssig, locker und präzise ist, liegt auch daran, dass es inzwischen die fünfte Inszenierung ist. Es erinnert sehr an Cabaret von einem anderen Blickwinkel. Den sollten viele unbedingt erlebt haben!

Eher verlieren sie ihr Life

Im Southwark Playhouse erinnert einiges im Raumspiel an berühmte Vorgängerinszenierungen: ein großes Ensemble bespielt den als U-Form eingerichteten Zuschauerraum. Klare Kostüme erzählen die Figuren, die den fast leeren Raum für sich klar behaupten. Die Microports erlauben viel Bewegung – der Sound ist außergewöhnlich gut: Die Darsteller können sich auf Szene und Tanz konzentrieren, und trotzdem hören alle drei Seiten sie laut, klar und zielgerichtet.

Bei „The Life“ gibt es auch ein Wiedersehen mit dem Frankfurter Sam Wheat aus „Ghost“, John Addison, der mit dem vorwegnehmenden Prolog neugierig macht auf die Einzelnen. Die Schlauen beuten die Dummen aus. Alle kennen das Spiel und spielen mit. Keiner gewinnt. Eher verlieren sie ihr „Life“. Und haben es verdient.

Cy Colemans stilvolle Abrechnung mit Prostituierten, Zuhältern und Drogenhändlern schafft erstaunlich wenig Verständnis bei gleichfalls hoher Faszination (Regie: Michael Blakemore, Choreographie: Tom Jackson Greaves). Tamara Saringer ist ihrem Miniorchester über der mit Möbeln und fahrbaren Spielpodest eher spärlichen Spielfläche versteckt.
Ein starkes Ensemble überzeugt in den vielen unsympathischen Momenten.

The Life
Premiere am 29.03.2017; 25.3.-29.4.2017 im Southwark Playhouse London

grandios komischer Bankraub

Die Mischief Theatre Company hat mit „The Play That Goes Wrong“ einen internationalen Erfolg, so dass als dritte Produktion im West End am 21. April 2016 „The Comedy About A Bank Robbery“ im Criterion Theatre folgte.
Und was da die neun Darsteller plus drei weitere in stummen Rollen entfesseln, ist Kunst und Stück, ein Kunststück voller Raffinesse, ein Feuerwerk von Einfällen und Präzision. Gerade hat erst ein neues Ensemble übernommen, wo nur noch zwei der Originalbesetzung dabei und die drei spielenden Autoren nicht mehr dabei sind.

Sehr gut verkauft, aber am Sonntag Abend nicht ausverkauft. Viel Sprachwitz, grandios behauptete Verwechslungen, unendlich viel Situationskomik. Plus die großartigen, artistischen Perspektivwechsel, wenn es dann zum Einbruch in den Tresorraum der Bankfiliale kommt. Dann ist aber noch nicht Schluss und es geht mit der zweiten Verfolgungsjagd weiter, bis es zum Showdown im Klappbettappartment kommt.

Zwar ist die Mischief Theatre Company gerade mit dem Kopieren ihres „Play That Goes Wrong“ beschäftigt – zur Feier des Tages meines zweiten Besuchs war Broadwaypremiere auch mit den Autoren in ihren Rollen des ersten „Plays“. Wahrscheinlich sind die Rechte der „Bank Robbery“ eine sichere Bank, aber schon vergeben – hoffentlich nicht an den erst besten Dieb …

Steppen und über sich hinaus wachsen

Ein Blick in die guten alten Zeiten, die nicht gut waren und gerade erst überstanden scheinen. Einmal wöchentlich wird in kleinem Kreise steppen geübt unter professioneller Leitung und mürrischer Klavierbegleitung.
Ein paar verborgene Gründe, dass sich die Damen und der eine Mann hier treffen, kommen ans Licht, vieles bleibt verborgen. Für mich bleibt da Richard Harris´ Schauspiel „Stepping Out“ leider stecken. Nicht dass ich Tanznummern erwartet hatte. Es gibt sogar am Schluss die Generalprobe für die Wohltätigkeitsgala und als Zugabe noch eine Glitzer-Stepp-Nummer. Doch es wird eben nur gezeigt, dass man einfach mal die Nachbarin FRAGEN hätte SOLLEN, was denn los ist.

Nun ist die Tournee, die vom 1. März bis 17. Juni 2017 im West End im 690-Plätze-Vaudeville-Theatre gastiert, mit erfahrenen, teilweise ausgezeichneten Musicaldarstellerinnen besetzt. Zwar entwickelt Maria Friedmans Inszenierung genaue Beobachtungen und Szenen, doch sie verschenkt das Potential der Schauspielerinnen, geht nicht tiefer oder ergänzt es durch musikalische Beiträge. Es wirkt, wie schnell einmal arrangiert.

2016/17 UK tour and West End production
Regie: Maria Friedman; mit Amanda Holden, Angela Griffin, Tracey-Ann Oberman, Tamzin Outhwaite, Nicola Stephenson, Judith Barker, Rose Keegan, Sandra Marvin, Jessica-Alice McCluskey, Dominic Rowan,
12.–22. Oktober Theatre Royal, Bath, 24.–29. Oktober Richmond Theatre London, 31. October – 5. November Cambridge Arts Theatre, 8.–19. November 2016 Chichester Festival Theatre; Transfer ins West End ins Vaudeville Theatre 1. März – 17. Juni 2017

Erfolg führt zu und mit Fame

Alle sechs Fame-Vorstellungen sind schon lange im Vorfeld ausverkauft. Trotzdem probiere ich es ins geliebte Bridewell Theatre, einer ehemaligen Badeanstalt mit ca. 120 ansteigenden Sitzplätzen, zu kommen, wo man wahlweise das Programmheft vom Regisseur oder Choreographen kaufen kann.
Ich bekomme ein Returnticket und sitze mittendrin in meinen Erinnerungen.

„Fame“ sah ich 1996 im Londoner Cambridge Theatre („Matilda“) zum ersten Mal. Und ich bin überrascht, wie gut ich die Filmadaption noch drauf habe. Mehrfach gesehen habe ich die Chemnitzer und die englische Tourneeproduktion im Berliner Schiller Theater.
Und ich staune, was alles in „Fame“ steckt. Wie die Exemplare von Charakteren sich zusammen finden müssen.

Das wirklich große, 30köpfige Amateurensemble der Centre Stage Company wandert hervorragend auf dem schmalen Grad zwischen Glaubhaftigkeit und Kunstfigur: „Fame“ ist der Streben nach Ruhm beim Lernen auf einer Hochschule.
Viele Ideen sind vom Regisseur Stuart James genau gesetzt, einige Soloinstrumente sind manchmal zusätzlich auf der Bühne und das Orchester spielt oben dahinter. Es gibt auch „There She Goes“ als Tango und eine Steppszene. Die Choreographien vom ehemaligen Starlight-Express-Ensemblemitglied Paul Brookland Williams sind einfach überwältigend. Individuell und als Teilgruppen geführte Szenen entwickeln sich schnell als große Nummern.

An den Machern kann jeder auch den Unterschied zu Deutschland leicht feststellen: Hier treten semiprofessionelle Darsteller unter der Leitung von erfahrenen Profis auf – und nicht unter talentierten Laien. Was hier die Profis vermitteln ist vielleicht keine West-End-Show, aber große Klasse und ein herausragender Erfolg.

Fame
Komposition: Steve Margoshes | Gesangstexte: Jacques Levy | Buch: Jose Fernandez

28. März 2017 bis 1. April 2017 – Centre Stage Company im Bridewell Theatre London

Regie: Stuart James | Musikalische Leitung: Hayden Taylor | Choreographie: Paul Brookland Williams & Samantha Herriot
Miss Sherman: Trish Butterfield | Ms Bell: Claire Linney | Mr Myers: James Newall | Mr Sheinkopf: Stewart McGhee | Carmen: Yvette Shiel | Iris: Sam Miller | Mabel: Nicole Seymour | Serena: Laura Ellis | Lambchops: Emma Newman | Tyrone: Dean James | Nick: Glen Jordan | Joe: Chris Cahill | Schlomo: Charlie Houseago | Goody: Jon Haines | Ensemble: Abi Drane, Alan Taemur, Andreas Hansen, Arbie Baguios, Ashlie Evason, Becky Thomas, Cristiana Paulo, Emily Goodman, Hannah Steiner, Julia Vinolo, Kate Winney, Kob Yeboah, Matt Cameron, Peter Stonnell, Vanessa Forte, Verity Richards

Ein Deutscher in London bei An American In Paris

Das „An American In Paris“ – nach dem Film, nach der Uraufführung in Paris und nach dem Erfolg am Broadway – nach London kommen sollte, lies 2016 den Plan entstehen, im Frühjahr wieder in London zu Gast sein. Eigentlich bin ich überrascht, dass es mich überraschen konnte. Die Superlative zur Beschreibung fehlen. Und in London sehe ich oft großes Regietheater – mehr als in Deutschland.

Es ist die Kombination vom Erzählen von Geschichten und Personen, die in einer Gemeinschaft ihren eigenen Platz finden müssen. Plus die vielen Gershwin-Lieder, große Bühnenbilder, gerne abstrakt, phänomenales Licht, ein super Ton plus einmal mehr die Charaktere erzählenden Kostüme (!). Hinzu ein Orchester, was nach Orchester klingt, auch wenn es nicht so groß ist.

Die Geschichte macht den Abend spannend. Paris kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Verbliebene Amerikaner treffen auf ihr Leben wieder einrichtende Franzosen. Wie kann der Neuanfang aussehen? In welchen Konstellationen? Wer liebt hier wen?

Der große Tanz- und Ballettanteil macht „An American In Paris“ so herausragend. Und der gewisse Old-fashioned-Style war nie aus der Mode.

Das die Produzenten sich in dem großen Dominion Theatre London um Zuschauer bemühen müssen, ist nicht wirklich überraschend. Aber dann doch nahezu ausverkauft. Aber es gibt Dayseats für GBP 25,-

Fazit: Da muss ich noch ein zweites Mal hin! Und auf Deutschland hoffe ich hier nicht, denn die Theatermacher würden so etwas natürlich lieber selbst erfunden haben und niemals importieren. In Berlin wäre die Komische Oper mehr als der treffende, absolut richtige Ort. Vielleicht für eine Sommerbespielung?

Coole Girls, Krebs und ein Kalender

Eins der Musicals, die eben mehr bieten. Es geht eben nicht nur um ältere Frauen, die sich für einen Jahreskalender fast nackt fotografieren lassen – und der Zuschauer die Freude hat, ihnen gerade bei diesem künstlerisch grandios unerfahren gespielten Vorgang zuzuschauen. Sondern es geht um eine Gemeinschaft von Bewohnern, die sich lange kennen und zusammen leben müssen. Es fällt schwer, den anderen die Wahrheit zu sagen. Oder ihnen bei ihren persönlichen Problemen beizustehen. Und dabei über den eigenen Schatten springen.

Annies Ehemann, der so gerne Sonnenblumenkeime sät, ist an Krebs erkrankt. Die Therapie ist für beide Kräfte zehrend und John plant die Rede bei seiner eigenen Beerdigung. Wie dies Verarbeiten? Wie ein Weiter? Da Chris einen Kalender für die Frauenvereinigung zusammenstellen soll, hat sie zum Ende des ersten Akts die Idee: Sie lassen sich bei ihrer Arbeit oder im Haushalt nackt fotografieren – für jeden Monat muss eine gefunden werden.
Und dieser erste Akt hat es in sich. Bietet das, was Theater bieten kann, ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Nicht nur was erzählt wird, sondern das WIE macht es zu einem herausragenden Erlebnis. Auch beruht das 2016 in Leeds uraufgeführte und im umgebenden Raum von Yorkshire spielende Musical „The Girls“ auf einer wahren Geschichte sowie dem Schauspiel „Calender Girls“. Dies hat der Autor zusammen mit Gary Barlow als Duo zu einem Musical umgearbeitet. Die Lieder sind vielleicht nicht die Höhepunkte, aber sie verbinden wunderbar und können die emotionale Berg-und-Talfahrt so wunderbar erlebbar machen.

Da sitze ich nun im Phoenix Theatre London und werde zu tiefst berührt. Besonders im ersten Akt, wo der zweite dann mich wieder auffangen kann. Natürlich kann ich spezielles im Humor nicht verstehen, aber dieses Musical überrascht durch das MEHR, was es zu bieten hat. Plus dem Ausblick, dass die Gemeinschaft mehr zu bieten hat, als einer alleine durchstehen kann.
Und der Erkenntnis, dass diese 24 Rollen von einem deutschen Stadttheater und auch Schauspielhaus mit Bravur besetzt werden können.

Fuck ju Mozart

„School of Rock“ ist ein aktuelles Theaterstück passend zu unserer Zeit. Auch wenn es eine Filmadaption ist und für mich untypische Noten von Andrew Lloyd Webber zu hören sind, geht es dem Vertretungslehrer David und seinen 13 Schülern um etwas. Um viel. Um das Zusammenleben lernen. Wie jeder seine Stärken hat, macht es dann die Mischung. In den Eltern kann sich das Publikum wieder finden, die Jugendlichen wiederum finden Mut in der Coming-of-Age-Geschichte der Schoolkids. Alles vom feinsten, schlau und flüssig erzählt, perfekte, nicht aufdringliche Ausstattung, fantastisches Licht. Und die Tonabmischung ist unglaublich natürlich bei der ganzen Lautstärke.

Selbst auf Selbstironie wird nicht verzichtet („Nie wieder ‚Memory‘ an diesem Ort“ – im Ex-Cats-New London Theatre). Plus Lieder und Geschichten, die bleiben. Ein Zitat hat Andrew Lloyd Webber doch eingebaut: „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ aus Mozarts „Zauberflöte“. Aber als Adaption rockt selbst Mozart.
Zum Glück bin ich größer als 164 cm und so hatte ich keine Sichtbehinderung aus der 1. Reihe. Worauf auf der Eintrittskarte sicherheitshalber hingewiesen wurde. Auch einmal erwähnenswert ist, dass in London die Kinder als Bühnenkünstler geachtet und mit vollem Namen – wie ihre erwachsenen Kollegen – angekündigt werden. Entgegen der einsetzenden Unsitte in Deutschland. London ist stolz auf die vielen Talente, fördert sie und hat viele Shows, wo sie zwei Mal die Woche auftreten.

Münze mit zweiter Chance – Half A Sixpence

Ob die Stereotypen und allseits bekannte Geschichten wie „einfacher Junge“ kommt durch Erbschaft in adelige Kreise, uns heute einfach nichts zu sagen haben, so dass der dritte Rang bei „Half A Sixpence“ im Noël Coward Theatre London geschlossen ist und drei statt zwei Matineen- vornehmlich fürs ältere Publikum – gespielt werden?
Die Geschichte überschaubar, die Typen bekannt, doch was die Chichester-Festival-Produktion in London zeigt, ist große Kunst. Denn zu diesem hervorragenden Ensemble aus Jung und Alt – angeführt vom spiel-, tanz- und springfreudigem Charlie Stemp als Arthur Kipps – kommt ein raffiniertes, Licht durchflutetes Bühnenbild mit drei Drehringen, was quasi ganz auf den Schnürboden verzichtet. Dazu traumhafte und viele Kostüme, bestes Licht und fahrende Projektionen. Mit dem Old-Fashion-Anstrich aber frisch und perfekt gemacht.

Eigentlich könnte die Produktion von der neuen Staatsoperette identisch übernommen werden. Aber auch sonst bietet es Solisten, Chor und Ballett in vielen Szenen viele Möglichkeiten. Wunderbare Szenen, aber der kleinen Band fehlt manchmal der Klang zum großen Orchester. Und zum Applaus spielen dann alle auf dem Banjo!

Fazit: Die Chance auf „Half A Sixpence“ in der neuen Version kann doch nicht verschenkt werden.

Ein Traum von 42nd Street

Lange habe ich so eine perfekte Musicalproduktion nicht gesehen. Und der Moment, wenn plötzlich wie aus dem Nichts die Bühnen breite Treppe vor einem steht, bleibt im Gedächtnis.
„42nd Street“ steht für oldfashioned mit viel Stepptanz. Und Theater auf und über das Theater. Ein Niemand, Peggy Sawyer, wird entdeckt und tanzt und arbeitet sich in die Herzen der Kollegen und des Publikums in der neuen Show „Pretty Lady“. Viele Kostüme und Bühnenbilder plus feines Licht gehören dazu und glänzen. Im Graben ein kleines Orchester, was gut klingt und größer sein könnte. Einmal mehr wird der Dirigent bei der Ouvertüre sichtbar halb hoch gefahren …

Dieses große Ensemble glänzt in den vielen großen Momenten im großen Theatre Royal Drury Lane, wo schon einmal – in den 1980ern – eine Produktion zu sehen war (Regie: Lucia Victor). Einzig der Julian Marsh war nicht ganz mein Fall.
Beim Schauen konnte ich mir gleich einige andere Darsteller aus Deutschland vorstellen, die perfekt in dieses Arrangement passen. Die in Deutschland bekannte Jasna Ivir („Mamma Mia!“, „Elisabeth“) ist als Komödiantin Maggie Jones groß dabei – wieder auf der Bühne, wo sie zuvor als Mrs Gloop in „Charlie and the Chocolate Factory“ mehrere Jahre zu sehen war.
Überraschenderweise wurde der Bühnenboden nicht wesentlich höher, so dass auch aus der 1. Reihe die Zuschauer die Füße auf der Bühne tappen sehen.

kalter Dunst bei wilder Party

Es geht um den kurzen Moment des Glücks. Eine wilde Party ist das Mittel zum Zweck. Genommen wird, was da ist: Sex, Alkohol, Drogen, neue Partner. Doch die Erlösung ist ernüchternd. Und mich hat Michael John LaChiusas Musicalversion von „The Wild Party“ im gerade von St. James Theatre in The Other Palace umgetauften, modernen Kellertheater in London-Victoria leider kalt gelassen.

Die solistischen Zutaten sind exquisit, die Bühnenfläche klein und konzentriert, doch das Musical ging an mir spurlos vorüber. Lag es an den zu vielen Charakteren oder waren sie alle von meinem Hier-und-Jetzt zu weit entfernt? Tolle Darsteller, perfekt eingespieltes Ensemble, individuelle Kostüme, ein kleines Orchester links über der Szenenfläche, die schlau mit Möbeln bespielt wird plus grandiosem Licht mit viel Dunst.

Scheinbar ging es nicht nur mir so und das Publikum kam nicht so wie gehofft. Erstaunlicherweise offerierte der neue Theaterbesitzer (Really Useful Group) in vielen Portalen, damit die Zuschauer den Weg in sein neues Domizil für neue Musicals finden.

Mal sehen, was kommt. Ich schaue mal, ob mich die gleichaltrige und -namige „The Wild Party“-Version von Andrew Lippa von 2000 eher ansprechen kann.

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„The Wild Party“ im The Other Palace London – 2017

Geniales Durcheinander beim Pley Z Goose Wronk

„The Play That Goes Wrong“ ist seit dem 14. September 2014 ein Hit im 500 Plätze Duchess Theatre (Davor schon im Old Red Lion Theatre und im Trafalgar Studio ausprobiert). Theater auf dem Theater produziert Chaos pur – mit größter Präzision und Freude. Das Theater meist ausverkauft, die Mischief Theatre Company produzierte Nachfolgekomödien wie „The Comedy About A Bank Robbery“.
Es geht um eine Amateurgruppe, die bei einem Durchlauf ihres Krimis alles Mögliche erlebt, was nicht auf der Bühne passieren sollte. Alle dummen Gags komprimiert in einer Komödie – das wollte ich endlich gesehen haben. Ein Fest! Und diese ernste Leichtigkeit! Beeindruckend. Vielleicht nicht der Humor von jedem Zuschauer, aber eben ein volles Haus seit Jahren. Ein Jahr spielt dieses Ensemble von acht Darstellern acht Mal die Woche frisch und frei. Chapeau!

„Chaos auf Schloss Haversham“ hatte es inzwischen auch nach Deutschland geschafft und erlebte am 12. November 2016 seine deutschsprachige Erstaufführung im Großen Haus vom Theater Hof unter der Intendanz des Musical affinen Reinhardt Friese, der offenbar das West End gut kennt. Es folgte das Fritz Rémond Theater im Zoo, Frankfurt am Main, vom 3. Dezember 2016 bis 22. Januar 2017. Die österreichische Erstaufführung und dritte deutschsprachige Inszenierung folgte als „Mord auf Schloß Haversham“ beim Theaterforum Humiste in Imst vom 17. Dezember 2016 bis 29. Januar 2017.
Egal wie groß oder klein das Theater ist, egal ob Profi oder Amateure. Es ist Können, Kunst und große Freude. Die Komödien der Mischief Theatre Company gehören dauerhaft auf die deutschsprachigen Spielpläne.

Verfolgung nach der Parade

Parade“ ist ein packendes Musical, ein emotionaler Krimi, der über das Zusammenleben erzählt. Wer hat die junge Fabrikarbeiterin, während alle auf der Parade waren, ermordet? Verdächtigungen und Vorurteile folgen.

Amateure lieben Musicals, besonders in London. Bringen sie diese eher professionell auf die Bühne. Das Gastspiel der Schulamateurproduktion im Greenwich Theatre London hatte davon leider nichts.
Viele Zeit und Charaktere erzählende Kostüme, ein schlaues, einfaches Einheitsbühnenbild aus Podesten, Treppen und Spielflächen (auch zwischen den Zuschauern), viel Zauber mit Licht und 11 Musiker im Graben waren zwar gute Voraussetzungen. Auch hat das St. Dunstan’s College in Greenwich einige Produktionen schon gemacht. Doch Regisseur Gareth Stewart arrangiert eher als inszenierte.
Einige tolle Typen wirbeln umher, doch an die Stimmigkeit von Beatrice Swordy als Ehefrau Lucille Frank kommt niemand heran. Sam Bailey als Hauptdarsteller Leo Frank trägt überzeugend die Verdächtigungen und Zweifel gegen sich vor.

Fazit: Das großartige „Parade“ hätte in einer Londoner Schulamateurproduktion durchaus besser sein können.

Viel Recherche für den Premieren-März 2017

Inzwischen muss ich ja E-Mailprogramm etc. ausschalten, damit ich Zeit habe, um Produktionen und Premieren zu finden und nach zu recherchieren. Denn wenn ich einmal angefangen habe, dann finde ich unglaubliches mehr.

Und dabei will ich mich über die grundlegend informierende Website Musicalzentrale gar nicht beschweren. Aber aber. Zunächst denke ich immer, dass das der Premierenstand des Monats wäre, doch ein Blick in meine eigene Tabelle überrascht mich dann doch.
Für März 2017 werden 26 Premieren im deutschsprachigen Raum (ohne Konzerte) dort aufgelistet. Da frage ich mich, warum ich GANZE 17 weitere Premieren notiert habe! Zum einen muss ich erst noch sehen, in wie weit immer Liederabende zum Musicalbegriff gehören, aber die ganzen Semiprofis mit den Verlagsmusicals sind schon immer eine übersehene Menge gewesen. Manche werden von der „muz“ gelistet, andere unerklärlich nicht.

Im März 2017 gibt es mindestens 8 Operettenpremieren, die die Musicalzentrale natürlich nicht aufführt. Neben Bekanntem kommen auch „Savoy Operas“ (endlich nahgeholt), „Der böse Geist Lumpazivagabundus oder: Das liederliche Kleeblatt“ sowie eine zweimalige Präsentation von „Operette für zwei schwule Tenöre“.

Des weiteren richtet sich mein Blick gezielt nach London, wo ich erstaunlich viele Eintrittskarten wieder im Vorverkauf schon gebucht habe. Besondere Shows laufen gerade, die ich noch nicht gesehen habe, und neue beginnen gerade.
Eigentlich habe ich Platz für 20 Vorstellungen und beim Blick in den Kalender der Musicalzentrale dachte ich erst, dass ich die nicht ganz voll bekomme. Doch ich habe so viele weitere Produktionen gefunden, dass ich wieder kaum Schauspiele wie sonst sehen kann. Jedenfalls freue ich mich auf „The Pirates of Penzance“, „Parade“, „Frogs“, „The Wild Party“, „The Life“, „Carousel“ und eine Menge mehr. Mal sehen, wen ich vor Ort zufällig sehe …

Die 18 in die 9 von London

Die erfolgreiche Jagd nach Angeboten und Vorstellungen findet ein vorübergehendes Ende: Neun Tage in London führten dank sehr guter Vorplanung, Management und Alternativen zu 18 gesehenen Vorstellungen.
Viele Produktionen hatte ich zuvor schon gesehen. So war es viel Wiedersehen und den Hauptgrund der Reise, „On the Twentieth Century“ der Guildhall School im Silk Street Theatre London, habe ich mir gleich zwei Mal gegönnt. Eine West End reife Inszenierung, die nur acht Vorstellungen lang gezeigt wurde. (Wie jedes Jahr um diese Zeit)

Neben dem Klassiker „On the Twentieth Century“ hatte ich vorher noch nie gesehen: „The Go-Between“ (so gut, aber leer), „The Stripper“ (ok), das inszenierte Konzert „That´s Entertainment“ (fein), das französische Entertainment „Barbu“ (nett) und das Schauspiel mit Liedern, „Breakfast at Tiffany´s“ (ok). Von anderen Produktionen her kannte ich „Funny Girl“ (gut), „Three Penny Opera“ (gut), „Aladdin“ (gut und überbewertet) und „Show Boat“ (gut).
In London früher (oder im März 2016) gesehen hatte ich „Titanic“ (grandios), „Sunny Afternoon“ (gut), „Kinky Boots“ (grandios), „Bugsy Malone“ (Hammer!), „In the Heights“ (sehr gut), „Beautiful“ (groß) und „Guys and Dolls“ (so wird Theater gemacht).

Interessanterweise spielten die kleinen, unabhängigen Spielstätten kaum Musicals und wenn der West End mir für 20 GBP eine Parkettrestkarte anbietet, dann nehme ich das gerne. Einige Shows hätte ich mir gleich noch einmal angesehen, doch da fehlte dann die Zeit.

Auch ein paar neue Theater habe ich für mich entdecken können …

Auch wollte ich auch einmal ein paar Inszenierungen wiedersehen, wie „Wicked“, „Book of Mormon“, „Les Misérables“, „The Lion King“, „Mamma Mia!“, „Matilda“, „Phantom“. Nicht unbedingt „Jersey Boys“, „Motown“, „Stomp“, „Thriller“ und „Charlie“

Einiges an neuen Musicals und Produktionen ist schon für die nächste Zeit angekündigt, wo „An American in Paris“ ab März 2017 heraus sticht.

Bei welchem Theater momentan was für Angebote gibt und warum ich für keine Vorstellung mehr als GBP 30,- / EUR 36,- ausgeben musste – ich weiß es wieder.

Vollster Einsatz bei Guys and Dolls

Die vom Chichester-Festival stammende Musicalproduktion „Guys and Dolls“ ist im März 2016 ins Phoenix Theatre umgesiedelt und ist so erstklassig wie zu vor. Wegen Siubhan Harrison als Sarah Brown lohnt sich der Besuch sowieso. Oliver Tompsett ist der neue Sky Masterson an ihrer Seite. Anderer Partner – großartiges Zusammenspiel.

Doch für acht Wochen kommt ein Filmstar aus Hollywood als Miss Adelaide dazu. Und Rebel Wilson gibt alles, spielt, tanzt, singt mit vollem Einsatz und nutzt jede auch so halbwegs im Stück stehende Möglichkeit für Anzüglichkeiten – besonders im Zusammenspiel mit dem großartigen Simon Lipkin, der als Würfelspielorganisator Nathan Detroit brilliert. Allein wegen ihm wollte ich es wieder sehen und alle vier sind eben größte Klasse. Und Gavin Spokes als (gewollt?) außer Atem geratener Nicely Nicely Johnson plus diesem großartigen Ensemble bringen das Theater zum Beben.

Diese Aufführung ist eine theatralische Erfüllung.

 

 

Verlangen vermitteln – The Go-Between

6 Männer, 3 Frauen, 2 Kinder und ein Mann am Flügel – mehr braucht es nicht für ein außergewöhnlich gutes, feines Musical in einem der kleineren Theater, dem Apollo an der Shaftesbury Avenue. Das hat momentan nur 3 Ebenen und nicht den oberen Rang, da der ja eingestürzt war. Oben ist eine bemalte Platte aufgelegt …
Dass das neue Musical „The Go-Between“ nach der alten Erzählung beim Vergnügungspublikum nicht sonderlich zu vermarkten ist, liegt auf der Hand. Aber es ist so ähnlich dem, was in Deutschland von einem Stadttheater mit Opernensemble geboten werden kann. Ein Raum für eine große Rückblende. Ein älterer Mann schaut auf drei Wochen Ferien vor seinem 13. Geburtstag zurück, wo er als Postbote (oder Merkur) Briefe zwischen zwei nicht standesgemäß Liebenden hin und her brachte.
Michael Crawford als Name und Star der Produktion gibt den in sein Tagebuch zurück schauenden Leo Colston an der Seite des jungen, großartigen Luka Green (der sich die Rolle des Leo und die acht Vorstellungen die Woche mit nur zwei weiteren teilt). Auch das weitere Ensemble ist exzellent. Eine große Freude und Überraschung.
Der Mittler bzw. „The Go-Between“ kann vielleicht nicht von der Neuköllner Oper in Berlin gebracht werden, aber könnte Platz finden in der Tischlerei der Deutschen Oper. Einfach nach der Spielzeit bis 13. Oktober 2016 dort abholen und übernehmen. So wunderbare Künstler sind auch in Deutschland zu finden.

Frühstück ohne Tiffany

Ein schöner Ausflug ins Schauspiel-New-York der 1940er Jahre. Lebedame Holly möchte reich und berühmt werden. Dazu trifft sie viele Männer. Und der namenlose Nachbar (oder der die Wohnung über ihr hat – das ist extrem unklar) erzählt rückblickend von der gemeinsamen Zeit. Auf die Bühne kommt die Adaption des Romans, ohne wirklich theatralisch spannend zu werden. Drei Lieder gibt Holly an der Gitarre dazu – wunderbar gespielt von der Sängerin Pixie Lott. Und der Evergreen aus der Verfilmung, „Moon River“ darf auch nicht fehlen.

Den Abend trägt der aus dem Fernsehen bekannte Schauspieler Matt Barber. Doch der Adaption fehlen die Höhepunkte und einige grundlegende Monologe können das nicht auffangen.

Das in diesem Theater auch „Sweet Charity“ einmal gespielt wurde – was ich auch gesehen habe -, ist dann reiner Zufall … Die Ähnlichkeiten sind interessant.

Das Publikum interessiert sich für das Stück durch den Film. Das könnte auch in Berlin funktionieren. Etwas mehr Höhepunkte und definitiv wenigstens einmal von Tiffany´s träumen und daran vorbei schlendern muss schon noch eingebaut werden. Plus einer bekannten Besetzung, damit die Zuschauer kommen. Dann kann das was werden.

„Breakfast at Tiffany´s“
Premiere im Theatre Royal Haymarket London am 11. Juli 2016, Voraufführungen ab 30. Juni 2016; davor und danach auf Tournee durch Großbritannien

Barbu – Bärte, Bauch, Bier

Die französische Cirque Alfonse Gruppe ist mit ihrem Programm „Barbu“ im Sommer im Spiegeltent vom Wonderground neben der Royal Festival Hall zu Gast. Langbebärtete Männer mit mehr oder weniger Kopfhaaren werden beworben. Die fünf Herren plus der zwei schlanken Frauen zeigen im zweiten Teil des kurzen, 75 minütigen Programms auch viel Haut. Doch die einfache, schwarze Akrobatenunterwäsche ist nicht wirklich was theatralisch sinnliches. Aber es gibt eine Percussionistin, einen Geiger und einen Sänger mit Gitarre und anderem, die die Livemusik kreieren – mit Höhepunkten wie im Zirkus.

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Barbu im Spiegeltent vom Wonderground Southbank im Juli 2016 London

Die artistischen Nummern auf Rollenschuhen, auf der Wippe, die Jonglagen mit Keulen oder Bierfässern, Equilibristik und Würfe miteinander – alles erstklassig. Die Publikumsbeteiligung finde ich fehl am Platz, aber die Show ist ansonsten eh schon zu kurz fürs Geld … Die Videos oben an beiden Seiten über den Zuschauern sind überflüssig. Der Laufsteg in die Mitte des Publikums und des Zeltes aber perfekt geplant.

Die Sieben haben ein leichtes Tattoo-Problem. Vielleicht sollten sie das in Kostüme einarbeiten. An den Bärten wird überraschenderweise wenig gezogen, dafür auch mal an den Slips. Halb nackend den zweiten Teil bestreiten und sich ans Publikum werfen, ist dann auf Dauer auch nicht der Knaller.

Könner ihres Fachs, mit Kraft und auch Humor, aber irgendwie besonders sein wollend und dann doch nicht erfüllend.

Der Service am Eingang mit ewig warten in der Schlange, dann freie Platzwahl in der Preisgruppe, doch unklare Sitzplätze, da die Kategorien unklar beschriftet sind. Zwar viel Frischluft in der nur 75 Minuten Show, doch Mantel und Schal anziehen im Hochsommer wäre dabei angebracht. Gut besuchte 300 Plätze.

Barbu Wagner Ring 20160703 5 London © Frank Wesner_

Wagners Ring Cycle

Anschließend aber noch den Schluss der konzertanten „Götterdämmerung“ nebenan im Konzerthaus unten in der Lounge mit anderen Campern lauschen, bringt dann einen großen Kontrast und Kulturgenuss mit Erinnerungen. Grundsätzlich ein tolles Angebot, im Trockenen eine Liveübertragung aus dem Saal darüber zu sehen und zu lauschen. Viele hatten sich die Zeit genommen!

 

Lust- und gehaltvoll

„Kinky Boots“ im Adelphi London ist einfach ausgezeichnet und unbedingt anzuschauen. Eine Geschichte, weit mehr als nur um pervers lange und bunte Schaftstiefel. Es geht um Respekt, Mit- und Füreinander. Und etwas wagen, was die Darsteller reihenweise machen.

Einziger Kritikpunkt: Der Termin der deutschsprachigen Erstaufführung ist noch nicht bekannt. Eine SCHANDE ist das.

Sunny Afternoon wieder am sonnigen Nachmittag

Die reale Geschichte der Londoner Rockband Kinks, ihr Ruhm, Amerika und die Probleme mit sich selbst wird durchaus spannend und emotional erzählt. Das gesamte Ensemble wechselt ständig zwischen Spieler und Musiker – oder sind es sogar gleichzeitig. Handgemachte Musik nah am Zuschauer im kleinen Drei-Ränge-Harold-Pinter-Theatre.
Doch wenn über 50jährige (und ältere) begeistert von den Sitzen springen, dann ist Magie mit dem gewissen Quentchen Mehr im Raum bei „Sunny Afternoon“.
Nicht meine Musik, aber ein Stück mit Haltung und Meinung, genau gearbeitetes Theater mitten am und für den Zuschauer.

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Sunny Afternoon im Harold Pinter Theatre London

Sunny Afternoon
Uraufführung am 01.05.2014 im Hampstead Theatre, London (dort bis 24.05.2014); anschließend im Harold Pinter Theatre, London (04.10.2014 – 29.10.2016), wo es 2015 mit vier Olivier Awards ausgezeichnet wurde.

Genie-Show und auch nicht: Aladdin

„Aladdin“ aus der Disney-Mache ist ein sehr gut gemachtes Musical, doch der Titelheld trägt es nicht so wie sein Lampengeist, der Genie genannt wird. In London steht auch der Import vom Broadway, Trevor Dion Nicholas, wieder in der Rolle auf der Bühne. Neben den erfahrenen Darstellern haben mir auch das junge Paar, Dean John-Wilson und Jade Ewen, sehr gut gefallen.
Nebenbei einmal sehr erfreulich, dass diese Aufführung kein Tattoo-Problem hat wie heutzutage leider viele andere. So bleiben die Körper nicht privat, sondern werden zu Theater und einer fiktiven Geschichte.

Und leider ist die gesellschaftliche Botschaft im besonderen, heraus stechenden Lied „Proud of My Boy“ leider nicht im Stück zu entschlüsseln. Entwickelt also dort nicht die Bedeutung, die diesem Lied eventuell später einmal zuteil wird.

Wenn nicht der ganze Bühnen- und vor allem Kostümzauber (was für Stoffe und wie die Kostüme wandelbar sind), könnte ich von der Bühnenfassung enttäuscht sein.

Der fliegende Teppich an den Spiraldrähten(?) ist eine technische Sensation. Und wegen dieser Szene muss das kleine Orchester unter einem abdunkelnden Tuch im Orchestergraben die ganze Zeit über spielen …

Das Prince Edward Theatre London ist ausverkauft und zwei Stunden vor der Vorstellung wird der Verkauf der Sitzplätze der ersten Reihe per Lotterie verlost. Viel Glück!

Erste Klasse reisen mit der Guildhall

Nahezu perfekt, groß, aufwändig. Die Guildhall School übertrifft sich mit „On the Twentieth Century“ im Silk Street Theatre London (was am Barbican liegt) einmal selbst.Ein Pleiteproduzent will im Zugseparee des Schnellzugs Twentieth Century (Chicago – New York in nur 16 Stunden mit wenigen Zwischenhalten) seine Ex überreden, Star seiner neuen, noch nicht einmal inhaltlich erdachten Produktion zu werden. Doch sie trifft mit ihrem Filmpartner ein und seine zwei Presseagenten finden per Zufall eine fanatisch religiöse Geldgeberin, die an Schecks gerne noch eine Null mehr anhängt … Reichlich Möglichkeiten für Aktionen und Action im Zug und bei Rückblenden gibt es in immer neuen Kostümen riesengroße Shownummern.

Das so eine Produktion nie vom West End aufgekauft bzw. übernommen wird? Das ist komplett unverständlich.

Die Studenten spielen nur eine Woche ensuite acht Vorstellungen. Leider können sie teilweise gar nicht so hervorragend singen, wie ich das sonst gewohnt bin. Aber spielen, tanzen, Timing – alles erste Klasse.

Mein Tipp: Immer Ende Juni und Anfang Juli gibt es ein Musical an der Guildhall. Erste Informationen ab Ende Dezember, ab April dann gibt es die Karten.

erstklassige Klassiker

Ein wunderbarer Nachmittag in einem modernen, großzügigen Theaterbau – für mich mein erster Ausflug nach Bromley. Der Stadtteil im Südosten Londons, wo „Bend It Like Beckham“ unter anderem spielt.

Im Churchill Theatre gastiert für zwei Wochen die Konzertshow „That’s Entertainment“. Mehrere Themenblöcke präsentieren, singen und tanzen die 2+2 Solisten sowie die 4 Tanzpaare. Ständige Kostümwechsel und großartige Choreographien täuschen über die einfache Bühne hinweg (Dank Licht und Zwischenhängern aber etwas wandelbar.) Auf dem Plakat sind andere und vor allem große Treppen zu sehen …

Leider ist kein Live-Orchester dabei. Auch kein kleines. Wirklich schade, denn es klingt erstaunlich viel nach Konserve. Aber sie sind zauberhaft auf der Bühne, mit Präsenz, Können und Ausstrahlung dabei.

Ein Stargast wird für das jeweilige Gastspiel eingebaut. Und Ruthie Henshall ist ein West End Star, der aus Bromley stammt und als Polly Baker in „Crazy For You“ (ebenfalls Gershwins) berühmt wurde und ich u.a. als Marguerite im grandiosen, gleichnamigen Musical und als Mrs Wilkinson in „Billy Elliot“ erleben durfte.

Tolle Szenen, erstklassige Künstler und Standing Ovations im Vororttheater.

London für drei Pennys zu haben

Threepenny Opera, The 201605 National Theatre London - Plakat_

Threepenny Opera, The 20160526 National Theatre London – Plakat

Endlich schaffe ich es ins Olivier Theatre. Es ist mit 1100 Plätzen das größte der drei Theater im Royal National Theatre London (eröffnet vor 40 Jahren im Februar 1976). Premiere der „The Threepenny Opera“ war am 26. Mai 2016 als Neuinszenierung des künstlerischen Leiters Rufus Norris.

Das passende Stück in die heutige Zeit, auch für Extempores von Macheath geeignet – über London, die Politik und die Situation im Speziellen. Nicht nur für Britannien eine gute Wahl.

John Gay’s „The Beggars Opera“ wurde von Elizabeth Hauptmann ins Deutsche übersetzt und diente als direkte Vorlage für Kurt Weill und Bertolt Brecht. Simon Stephens schrieb nun für das NT eine neue Übersetzung – quasi zurück ins Englische – mit einer Menge von Kraftausdrücken. Die Qualität kann ich nicht beurteilen.

Eine große Inszenierung voller Regietheater, mit Schauspielern, die teils sehr gut singen können, und einer schrägen Kapelle mit schrägen Instrumenten, plus Charakter erzählenden Kostümen auf einer riesigen, offenen Bühne voller zerrissener Papierwände mit integrierter, aber kaum genutzter Zylinderhubdrehbühne. Insgesamt hat mich die Aufführung beeindruckt.

Threepenny Opera im National Theatre London_

„The Threepenny Opera“
von Kurt Weill, Bertolt Brecht und Elizabeth Hauptmann, Übersetzung ins Englische von Simon Stephens

Premiere am 26. Mai 2016 National Theatre – Olivier Theatre London

Inszenierung: Rufus Norris | Musikal. Leitung: David Shrubsole | Choreographie: Imogen Knight | Design: Vicki Mortimer | Licht: Paule Constable | Sound: Paul Arditti | Fight Director: Rachel Bown-Williams & Ruth Cooper-Brown
Macheath: Rory Kinnear | Mr. Peachum: Nick Holder | Mrs. Peachum: Haydn Gwynne | Polly Peachum: Rosalie Craig | Lucy Brown: Debbie Kurup | Tiger Brown: Peter De Jersey | Jenny: Sharon Small | Street Singer: George Ikediashi | sowie Sarah Amankwah | Hammed Animashaun | Toyin Ayedun-Alase | Jamie Beddard | Rebecca Brewer | Andrew Buckley | Ricky Butt | Mark Carroll | Matt Cross | Conor Neaves | Wendy Somerville | Dominic Tighe

Wiederkommen mit Wiedersehen

Nun ist es nicht nur eine große Freude, das Musical an sich und nach 2013 diese grandiose Inszenierung von „Titanic“ in einem anderen Theater wiederzusehen. Sondern die einfache Erkenntnis, dass mit den Rollen-und-Stück-passenden Kostümen sowie einer erstklassigen Tongestaltung die Engländer den Deutschen zu dem zeigen, wie Regietheater handwerklich richtig und jedenfalls besser als Regisseurtheater gemacht wird.

Und diese Planung der 20 Darsteller auf der kleinen Bühne! Verblüffend. Denn einige sind zunächst Schiffsangestellte beim Opening, dann in der selben Nummer die Dritte-Klasse-Passagiere, um dann kurz danach in feinen Roben die First Class zu geben. Dieser Wahnsinn. Diese Energie!

Sehr schade, dass diese Inszenierungen nicht nach Deutschland exportiert werden. Wir würden uns so einigen Ärger ersparen …


„Titanic“ im Charing Cross Theatre London, Übernahme 28.5.-6.8.2016

Directed by Thom Southerland with musical staging by Cressida Carré, musical direction by Mark Aspinall, set & costume design by David Woodhead, lighting design by Howard Hudson and sound design by Andrew Johnson.
The cast features Philip Rham,Scarlett Courtney, Matthew Crowe, Sion Lloyd, Shane McDaid, Dudley Rogers, Victoria Serra, Judith Street, David Bardsley, Alistair Barron, Helena Blackman, Scott Cripps, James Gant, Luke George, Douglas Hansell, Rob Houchen, Claire Machin, Jessica Paul, Peter Prentice and Dom Simpson.

Henry-Street-Umzug vom Southwalk zum Strand

Wenn die Produktionen der Menier Chocolate Factory auf die großen Bühnen im Londoner West End umgesetzt werden, bleiben sie leider beengt, klein, piefig, eben nur so ok. „Funny Girl“ ist ein großes, extrem bilderreiches Musical, was fast nur aus Rückblenden besteht. Ganz linear wiederum darin erzählt. Von Beginn an 1964 für die Darsteller geschrieben, die ihre Charaktere zum Blühen bringen können (wenn die Regisseure es können). Die Menier Chocolate Factory setzte aber nur auf einen Star direkt, war vor Probenbeginn deswegen ausverkauft und handelte sich damit Probleme und vermehrte Aufmerksamkeit ein. Denn Sheridan Smith spielte teilweise über Wochen nicht. Das konnte die wesentlich ältere, aber ebenso stubsnäsige Imelda Staunton im gleichen Savoy Theatre in „Gypsy“ besser. Mehr als ein nur ebenso stubsnäsiger Ersatz glänzte schon Natasha J Barnes in der Premierenserie. Und ich empfand es als großes Glück, diese wunderbare Solistin im Savoy Theatre als Fanny Brice (und nicht als Emma) zu sehen.

Großartige Künstler sind an ihrer Seite: Gay Soper als Mrs. Strakosh, die ich jedesmal wunderbar finde und auch vermisse, und Darius Campbell als Nick Arnstein, der mich zuletzt als First Sergeant Milt Warden in „From Here to Eternity“ langanhaltend beeindruckte, sind mitten im etwas zu kleinen Ensemble fürs Savoy.

So sehr ich die Hallenproduktionen der Menier Chocolate Factory schätze, auf der großen Bühne haben sie dann immer Defizite. Zum Glück ist das Stück sehr sehr gut, die Aufführung schlau durchdacht und die Sänger_innen großartig.

Funny Girl
Übernahme direkt aus der Menier Chocolate Factory (dort 20.11.2015 bis 05.03.2016) – Spielzeit 09.04.-08.10.2016 im Savoy Theatre London

 

War Horse ab in den Stall

 

Heute, am 12. März 2016, wird im Londoner New London Theatre die letzte Vorstellung „War Horse“ gespielt. Ein hoch emotionales Theaterstück über den Ersten Weltkrieg von Nick Stafford, eine Adaption des Romans von Michael Morpurgo.

Das Stück wurde für das National Theatre entwickelt und hatte dort am 17. Oktober 2007 Uraufführung (gespielt bis 14. Februar 2008). Nach der zweiten erfolgreichen Spielzeit (10. September 2008 bis 18. März 2009) wurde es ans West End transferiert und lief dort ab 28. März 2009 am New London Theatre (Premiere am 3. April 2009). Elementarer Bestandteil der Theaterproduktion sind rund 20 Theaterpuppen der Handspring Puppet Company aus Kapstadt. Für diese Figuren wurde Handspring 2011 in New York mit einem Tony Award ausgezeichnet.

Die deutsche und erste nicht englische Fassung des Stücks stammt von John von Düffel. Vom 20. Oktober 2013 bis zum 28. September 2014 war die deutschsprachige Erstaufführung im Theater des Westens in Berlin zu sehen (Stage Entertainment).

Nach über 3000 Vorstellungen in London und 2,7 Millionen Zuschauern ziehen sich die Narracotts, Joey, Topthorn & Co zurück. Eine weitere UK National Tour, die schon 2013/14 parallel lief, scheint möglich.

Das 960 Plätze New London Theatre zeigte Schauspiel, das Musical „Grease“ und war Fernsehstudio, bevor vom 11. Mai 1981 bis 11. Mai 2002 die Uraufführung „Cats“ dort gespielt wurde. Ein Übernahmegastspiel „Show Boat“ folgt ab April 2016 als nächstes.

Fotos © Frank Wesner

Pure Oberfläche

Ich habe es noch einmal versucht. Doch die Vorstellung über ärgerte ich mich über die schlechte Bühnenadaption des (zweimaligen) Films „Charlie and the Chocolate Factory“. Statt dem Hit aus dem Film „Pure Imagination“ gab es nur „pure Oberfläche“.
Zum einen bin ich nicht vertraut mit den Märchenfiguren Roald Dahls. Aber als Zuschauer möchte ich beeindruckt werden von den Bühnenfiguren. Alles so überzeichnet – in nur eine Richtung. Statt dreidimensional eher eindimensional. Gerade mal Fabrikerfinder Willy Wonker erscheint gefährlich und auch liebenswert – eben unberechenbar.
Auf die fliegende Telefonzelle auf einem sichtbaren Scherenhebesystem ohne schwarze Schürze kann ich gerne verzichten. Da hätte mich mehr interessiert, warum die Rückwand in der leuchtenden Telefonzelle eine längs geteilte Spiegelfläche ist. Hätte da sich nicht einer kurz verstecken können oder braucht der Antrieb so viel Platz. Wenn schon nicht Imagination, dann doch gleich den Theatertrick einfach offenlegen und den Zuschauer zum Verbündeten machen.
Ansonsten braucht es über 60 Minuten, bis es endlich in die Fabrik hinein geht. Doch dann ist erst mal Pause. Danach kommen viele Bühnenbilder und dank zuviel Video ist eine Menge Bewegung drin. Doch wo ist da noch der Zauber eines erstklassigen Musicals?

Aber jetzt kommt’s: 2 von 3 Rängen sind bei der Mittwoch-Abend-Vorstellung geschlossen. Royal Circle und Balcony zu! Upgrade für alle quasi. Ich habe das Riesentheater noch nie so leer gesehen. Und die wollen noch bis Anfang Januar 2017 spielen? Hoffen sie auf einen heißen Sommer und schwungvollen Theaterherbst?
Jedenfalls an der Kasse seine Preisvorstellung sagen und dann gibt es statt GBP 67,50 einen sehr guten Platz. Viel Glück.

 

Sondheim vom Feinsten

„Road Show“ ist trotz oder gerade wegen seiner ständigen Veränderungen ein grandioses Musical über das Leben zweier ungleicher Brüder. Nach 5 Jahren nun die erste Neuinszenierung quasi um zwei Ecken herum im Londoner Stadtteil Southwark. 100 Minuten Spannung – ein Weg der Verheißung (und dicht am Komponisten-Wald entlang).
Vielleicht hat Sondheim viel Persönliches hinein gesteckt? Jedenfalls kommen zwei der schönsten Liebeslieder der Musicalgeschichte hintereinander am Ende vom 2. Akt.
Und ganz am Ende braucht Regisseur Phil Willmott und sein 15er Ensemble nur 40 Sekunden, um großes Regietheater zu sein. Denn der Bogen zur Immobilienspekulation wird ins Heute geschlagen – zu den Luxuswohnungen schräg gegenüber des Union Theatres. Und der Verlust an kreativen Orten droht merkbar.
Ansonsten ist im Spiel der Vater auch der erzählende, alte Addison Meisner, der immer präsent an der alten Schreibmaschine sitzt. Addisons Männerbekanntschaften werden schon in seinen Wanderjahren thematisiert und seine (erfundene) Beziehnung zu Hollis erst entwickelt. Großartig. Ansonsten wird auf Spielrequisiten verzichtet, was bei einer ansonsten historischen Umgebung mir merkwürdig erscheint. Ein großer, durchleuchtbarer Spiegel dient als zweite Spielebene. Ein Schlagzeug, eine Violine und einer am Klavier. 54 Plätze im Union Theatre im Bahnbogen. Immer ausverkauft bei Sondheim!