Böses Erwachen

Looping 20160825 Kino - Plakat looping72

Looping ab 25.8.2016 im Kino

Drei Frauen kommen mit ihrem eigenen Leben nicht zurecht und lernen sich in einer Klinik kennen. Wenn man jetzt so cool sein könnte und einfach das Leben genießen würde. Sich nicht anpassen müsste.
Doch die Probleme mit sich selbst quälen den Zuschauer. Zustandsabfilmungen gefolgt von gefühlten, bedeutungsschwangeren Improvisationen Szene für Szene. Mich hat Leonie Krippendorff mit ihrem Abschlussfilm und Festivalgewinner nicht im geringsten erreicht.

Ferienlagen mit Anfassen in einer Zeitschleife? Alles nur ein sonniger Traum einer Pubertierenden als nicht enden wollender Looping? Verschwendete Zeit und nerviger Regisseurinnenfilm. Das kann selbst Jella Haase nicht herausreißen.

Looping 20160825 Kino - Titel

Looping
ein Film von Leonie Krippendorff

Kinostart: 25. August 2016, Deutschland 2016, 106 min
Verleih: Edition Salzgeber

mit Jella Haase, Lana Cooper, Marie-Lou Sellem u.a.

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1996 bis 2016 – 20 Jahre

Zwei unvergessene Theaterproduktionen sind die ersten, zu denen ich je eine Rezension auf einer A4 Seite der Musical-Gazette – Ausgabe 4 im August 1996 veröffentlicht habe. Diese Ausgabe erschien am 15. August 1996 und war das offizielle Magazin der Musicalfreunde Deutschland.

„Evita“ hatte am Opernhaus Chemnitz Premiere am 11. Mai 1996.

„Der König und Ich“ war im Repertoire der Staatsoperette Dresden seit dem 14. Juni 1996.

Seit August 1996 habe ich bis August 2016 mehr als 3700 Theatervorstellungen gesehen und über Hunderte – wenn nicht schon Tausend – von knappen oder ausführlichen Rezensionen veröffentlicht in Printmagazinen oder Online.

hinterblieben

Heutzutage bleibt immer weniger von der schnelllebigen Theatervorstellung übrig. Besetzungslisten werden nicht mehr verteilt, eventuell sind die Darsteller nirgends genannt. Das Publikum nimmt das wahr, steckt’s weg und beschwert sich kaum. Das wird nicht besser werden.

Wird es bleiben und hinterbleiben?
Wenn am 14. und 15. Oktober 2016 das Deutsches Musicalarchiv einlädt, geht es um die schon fast vergessene Nahe Vergangenheit: „30 Jahre Cats-Premiere in Hamburg – Das Musical und die kulturpolitische Debatte in den späten 1980er Jahren“ – eine Tagung des Zentrums für Populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg und der Freunde und Förderer des Deutschen Musicalarchivs.

Aber meinen Cats-Ordner mit Programmheften, Artikeln, Fotos etc. werde ich wohl nicht mitnehmen, aber hoffentlich vorher einmal sichten. (Und in Berlin gab es ja VOR Hamburg im Circus Gruss, Berlin-Tiergarten, schon 1985 „Cats“ semiprofessionell!)

Und das Durchstöbern von Ansammlungen ganz unterschiedlicher Theaterzeugnisse birgt oft einige Überraschungen und weckt Erinnerungen. Das Gehirn wird mächtig gefordert. Doch Zeit für die Datenbank, die dies eigentlich verarbeiten sollte, bleibt kaum.

Jetzt gab es wieder einige Neuzugänge bei mir. Von einigen Produktionen oder Besetzungen wusste ich schon, manche sind eine kleine Überraschung. Alles aus dem Zeitalter vor dem Internet … (nicht alles abgebildet).

U.a. Operette von Ton Steine Scherben, Erstaufführung „Joseph…“ an der UdK Berlin

 

Statusmitteilung

Jetzt großes Finale „Hammerfrauen“ in Berlin – nur noch zwei Vorstellungen am Wochenende 13.+14. August 2016!

Die glorreichen 7 Darsteller sind auch am Ende der zweiten Spielzeit in den Wühlmäusen Berlin immer noch grandios. „Hammerfrauen“ trifft auf den Punkt. Das Publikum kommt und hört genau zu, was die Großstädter im Baumarkt erleben.

Für´s Verpassen gibt es keine Entschuldigung mehr! Jetzt großes Finale „Hammerfrauen“ in Berlin – nur noch zwei Vorstellungen am Wochenende 13.+14. August 2016.

Quelle: Holzhammer, Hochzeit und ein paar Hoffnungen: erste Bilder von „Hammerfrauen“ in Berlin

Kampf ums Wort miterleben

Ein lebensfroher, überschwänglicher und mit Worten ausschweifender Autor lernt 1929 endlichen einen Lektor kennen, der ihn fördern und drucken will. Doch dazu müssen nicht nur Absätze sondern auch Seiten entfallen. Zwischen Schriftsteller Thomas Wolfe (Jude Law) und Lektor Max Perkins (Colin Firth) entsteht über mehr als „tausend Seiten einer Freundschaft“. Intensiv, kämpferisch, produktiv und erfolgreich.

Jeder, der Theater mit geschliffenen Dialogen, feinem Spiel und detailgetreuer Ausstattung liebt, MUSS den Film „Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft“ sich ansehen. Nach einer wahren Geschichte werden von Theatermann Michael Grandage die Arten von Beziehungen Szene für Szene seziert. Das ist von Beginn an spannend und emotional einnehmend bis zum Ende. Für den Moment des Abschiedsbriefes hebt sich der Regisseur auch auf, dass Max Perkins neben einer emotionalen Regung sogar erstmals seinen Hut absetzt! Durchdacht von Anfang an.

Eigentlich kann Drehbuchautor John Logan sein Werk auch für die Theaterbühne adaptieren. Es sind nur wenige Personen: Die beiden Männer mit ihren unterschiedlichen Frauen, zwei weitere weltberühmte Autoren, die fünf Töchter Perkins´ und Nebendarsteller.
Im Film wird ganz auf das Miteinander und dessen Auswirkungen konzentriert, als die Weltpolitik der 1930er stark mitspielen zu lassen.

In fast monochromen Farben (Kamera: Ben Davis) etabliert sich eine Geschichte voller grandioser Bilder. Mal sehen, was Regisseur Michael Grandage nach seinem Debütspielfilm als nächstes mit dem Musical „Guys and Dolls“ auf der Kinoleinwand entfacht.

Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft

Kinostart am 11. August 2016, 104 Minuten

Regie: Michael Grandage | Drehbuch: John Logan | Kamera: Ben Davis | Musik: Karen Elliott | Musikkomposition: Adam Cork
mit Schriftsteller Thomas Wolfe: Jude Law | Lektor Max Perkins: Colin Firth | Kostümdesignerin Aline Bernstein: Nicole Kidman | Louise Perkins: Laura Linney | F. Scott Fitzgerald: Guy Pearce | Ernest Hemingway: Dominic West

abgedrehte Verblödung

Teenage Mutant Ninja Turtles 2 - Out of the Shadows 20160811 Kino - Poster

Ein Hoch auf Polizeistaat, innere Terrorabwehr und versteckt, im geheimen agierende Weltretter, von denen die Bevölkerung nichts erfahren sollte. Und natürlich auf Superhelden, die im geheimen aber gar nicht so glücklich sind. Denn vorzeigbare Menschen ernten die Anerkennung und Öffentlichkeit.

Doch die vier zu Kampfschildkröten mutierten Brüder (nur zusammen sind sie stark!) müssen eingreifen, da die New Yorker Polizei so unglaublich blöde ist, drei Strafgefangene gesichert in ein anderes Gefängnis zu überstellen. Kein Hubschrauber zur Sicherheit da – den haben die Bösen eben! Und Oberschurke Shredder macht gemeinsam mit Oberforscher Stockman die Strudeltür zu Eroberer Krang in einer anderen Dimension auf.
Zusammen mit Reporterin April O’Neil und den von seiner weiblichen Vorgesetzten in die Schranken gewiesene Polizist Casey Jones jagen Teenage Mutant Ninja Turtles dem Shredder nach, der drei Artefakte auf der Erde einsammelt, um sie als Dimensionsöffner zusammen zu bauen. Der hatte derweil seine mittransportieren Mitgefangenen angeheuert und mittels Zaubergift zu dem Tier mutieren lassen, was an Genen die Evolution noch in einem jeden drin gelassen hat: der eine ein Naßhorn und der andere in ein Warzenschwein. Jetzt mit Superkräften, aber dem Kleinhirn, was sie schon vorher hatten. Extrem viel Dummheit gepaart mit zeitlichen Kontinuitätsfehler von Organisation und Reisen (mit dem Panzer durchs unentdeckte Brasilien und schnell in den passenden Flieger zurück) reihen sich Szene an Szene.

Da ist das fiktionale minutenschnelle Zusammensetzen eines Kriegssterns über New York, wo keine Hubschrauber oder Flugzeuge eingreifen werden und es den schwergewichtigen Riesenschildkröten überlassen, eine angenehme Abwechslung und Computerspiel mäßige Ablenkung von einem ärgerlichen Film, der nur zur Verblödung der Zuschauer taugt:
Die eigenen Einsatzkräfte werden es schon richten und bloß nicht nachfragen. Das Mobilfunkgerät schnappen und die Action mitfilmen, statt eingreifen, wegrennen oder helfen.

Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows
Die sechste Verfilmung der Charaktere und eine Fortsetzung zum 2014er Film
Kinostart am 11. August 2016 in in 3D, RealD 3D, 4DX, IMAX 3D; 112 Minuten
Verleih: Paramount Pictures
Regie: Dave Green | Drehbuch: Josh Appelbaum und André Nemec | Filmmusik: Steve Jablonsky | Kamera: Lula Carvalho
mit Megan Fox, Will Arnett, Laura Linney, Stephen Amell, Noel Fisher, Jeremy Howard, Pete Ploszek, Alan Ritchson, Brian Tee, Gary Anthony Williams, Sheamus, Tyler Perry u.a.

gekrönter Flop in Tecklenburg

Warum schreien die Darsteller in „Artus Excalibur“ ausschließlich? Die sind alle ausgebildet, habe alle Microports, eine gute Soundanlage ist in Tecklenburg installiert und alle müssten es doch besser wissen.

Doch viel schlimmer ist, dass Regisseur Ulrich Wiggers Solistenstehtheater veranstaltet. Und diese dann auf der breiten Freilichtbühne oft nur eine Blickrichtung haben. Schade.
Kann niemand Satzzeichen in Text und Lied sprechen oder wenigstens denken? Milica Jovanovic ist da die einzige Ausnahme – erschreckend! Das alles ist nicht megapeinlich für die erfahrenen und faulen Darsteller, sondern vor allem für Regieteam und Produzenten.

Ein schwaches bis schlechtes Musical wie „Artus Excalibur“ wird auch nicht in Tecklenburg gut (trotz Liveorchester). Die Lieder herrlich vorhersehbar, die Geschichte schön flüssig auf die breite Bühne ausgebreitet, dazu eine Menge mysteriöser Figuren, die allzu gerne tanzen. Und nordische Walküren holen die Helden auch im westlichen Wales ab. Dramaturgische Änderungen gab es gegenüber der Uraufführung in St. Gallen (15.03.2014), doch wirklich was gebracht hatte das anscheinend nichts.

Die Krone der Peinlichkeit wird nach der Krönung aufgesetzt, was schon viel zu lange gedauert hat. Da wird im Kampf Artus Ziehvater verwundet, bricht zusammen und das einzige, was den 16 Darstellern einfällt, ist rumzustehen und zuzuschauen, wie bei Merlin um Hilfe gebettelt wird. Die Szene dabei steht still, es passiert nichts bis er endlich tot ist und weggetragen werden kann. Gäbe es Parallelhandlungen vielleicht?

Und Lancelot „welkt“ vor sich hin. Kann das nicht ver-bessert übersetzt werden?

Schwache Solisten ohne Nachhall in einer ärgerlich schlechten Inszenierung mit mauen Slow-Motion-Gefechten und auch spannenden Zweikämpfen.

Interessanterweise scheint es circa halbvoll zu sein. Bei guten 1000 Zuschauern kann später nicht von erfolgreicher Saison, Stück oder Inszenierung gesprochen werden. Da kenne ich es wesentlich voller.

Ich wusste schon, warum ich immer wieder zögere, nach Tecklenburg zu fahren. Das Publikum bejubelt in Tecklenburg ohne Differenzierungen auch großen Mist. Ich blieb schon ein paar Jahre fern und bleibe es wieder.
Und diese Zeilen haben wie der ganze Theaterabend zu viel Zeit schon verschwendet …

Artus Excalibur
Komposition: Frank Wildhorn | Buch: Robin Lerner & Ivan Menchell | Übersetzung: Nina Schneider

Deutsche Erstaufführung am 18. Juni 2016 bei den Freilichtspielen Tecklenburg

Regie: Ulrich Wiggers | Musikalische Leitung: Tjaard Kirsch | Choreographie: Kati Heidebrecht | Kampfszenen: Klaus Fiege | Bühnenbild: Susanna Buller | Kostüme: Karin Alberti

Artus: Armin Kahl | Guinevere: Milica Jovanovic | Lancelot: Dominik Hees | Morgana: Roberta Valentini | Merlin: Kevin Tarte | Ector: Thomas Schirano | Loth von Orkney: Christian Schöne | Sir Gareth: Thomas Hohler | Mutter & Oberin: Anne Welte | Lucan: Andrea Luca Cotti | Priester: Sebastian Brandmeir | Igraine: Sophie Blümel | Uther Pendragon: Zoltan Fekete | Tristan: Marco Herse Foti | Bedwyr: Mathias Meffert | Kay: Fin Holzwart | Lamorac: Wolfgang Postlbauer | Ensemble: Lisa Kolada | Juliane Bischoff | Jennifer Kohl | Marthe Römer | Joyce Diedrich | Alexandra Hoffmann | Anna Carina Buchegger | Jan Altenbockum | Andrew Hill | Luciano Mercoli

Liebe kann auch weh tun

Dornenvögel 2016 Waldbühne Ahmsen - Plakat_

Colleen McCullough schrieb 1977 „The Thorn Birds“ als Saga der Familie der Clearys und ihrer jahrelangen Beziehungen zu Pater Ralph de Bricassart – zwischen 1921 und 1962 spielend. Der 463 Minuten lange, groß besetzte Fernsehvierteiler machte die Geschichte berühmt. Doch als sie ihr eigenes Buch für ein Musical überarbeitete und leicht um Personen verkürzte, hatte sie keinen Erfolg damit. Am 3. April 2009 hatte im Grand Theatre, Swansea Großbritannien, die Tourneeproduktion Premiere. Gloria Bruni komponierte dazu australische Outback-Klänge und viel Sakrales plus einige lange Balladen. Leider ebenfalls nicht gelungen.
Nicht nur, dass das ganze recht wenig theatralisch spannend wurde, sondern die ersten 30 Minuten bis zum Tod der reichen Mary Carson sollten entfallen, da alles sich gebremst entwickelt. Leider hat auch niemand nach Colleen McCullough Tod am 29. Januar 2015 die Chance genutzt, das Buch zu überarbeiten.Dornenvögel Ensemble_

Jetzt sicherte sich die niedersächsische Waldbühne Ahmsen mit 1874 modern überdachten Plätzen die deutschsprachige Erstaufführung des Musicals. Mit viel Unterstützung der katholischen Kirche wurde das diesjährige Abendstück ein Musical (und kein Schauspiel wie meistens). „Die Dornenvögel“ überraschen dann auch mit reichlich vielen Kraftausdrücken.

Seit 33 Jahren gehört Bernd Aalken zur Waldbühne und er hat alles wirklich flüssig inszeniert. Die breite Naturbühne wird schlau genutzt. Die Microports übertragen alles wunderbar deutlich.
Doch das Musical ist eben zu lahm und müsste dringend gekürzt werden. Und als musikalisches Playback auf dieser Riesenbühne wird eine einfache Keyboardeinspielung genutzt. Das ist nicht nur schwach sondern ärgerlich. Manche Passagen schienen auch nicht gesungen zu sein, denn es gab plötzlich gereimte Dialoge.

Dornenvögel Besetzung_

Auch für mich komplett unverständlich ist, warum das erfahrene Ensemble sich wieder ein Musical herausgesucht hat. Spielerisch sind sie wirklich überzeugend, vor allem in den großen Rollen. In den Massenszenen darf das Volk dann jeder so die Situation spielen, wie er gerade mag.
Aber sie sind musikalisch viel zu schwach. Das muss bei einer solchen Produktion wesentlich besser sein und die Nachbarbühnen zeigen, wie gut Amateure heute Musical singen und spielen.

Mario van der Ahe und Anika Deters tragen wirklich viel vom Abend als Pater Ralph und Maggie Cleary. Elke Bruns gefällt mir als Mutter Fee Cleary und Manfred Klinke überzeugte mich voll als Erzähler und Kardinal.

Die Vorstellungen sind ausverkauft und das Publikum fiebert mit dem Pater mit – und jubelt, wenn er denn endlich seine geliebte Maggie küsst. Ob die verwerflichen Machenschaften der katholischen Kirche wie Besitznahme, Kinderzeugung etc. auch so deutlich quotiert werden?

„Die Dornenvögel“

Musik: Gloria Bruni | Buch: Colleen McCullough
dt. Übersetzung der Dialoge: Michael Bogdanov & Ulrike Engelbrecht, dt. Übersetzung der Liedtexte: Edith Jeske

Deutschsprachige Erstaufführung am 28. Mai 2016 auf der Waldbühne Ahmsen, Lähden-Ahmsen

Dornenvögel Bühne_

„Die Dornenvögel“ 2016 auf der Waldbühne Ahmsen © Frank Wesner

Lohne weitaus mehr als lohnend

In The Heights 20160528 Gymnasium Lohne - Musical AG Lohne - Logo DE_

Lohne zwischen Oldenburg und Osnabrück hat eine der wichtigsten Musical-AGs Deutschlands. Am 28. Mai 2016 hatte das 22. Abendmusical Premiere in der Aula des Gymnasiums: „In the Heights“. Die zehn geplanten Vorstellungen reichen nicht für die Kartennachfrage und zwei zusätzliche Aufführungen werden in der 500-Plätze-Aula angeboten.

Die Inszenierung der beiden Lehrer Rainer Eschner und Stefan Middendorf lotet gekonnt das Musical von Lin-Manuel Miranda und Quiara Alegría Hudes (in der deutschen Fassung von Laura Friedrich Tejero) aus, flüssig und geschickt organisiert, mit feinem Humor und auch vergrößerten Szenen für das große Schülerensemble. Die Besetzung der großen Rollen bezeichne ich teilweise als exzellent. Was für Talente und Können! Und Wissen um das, was die jungen Leute da darstellen. Natürlich – und nicht verwunderlich – ist die Besetzung der Erwachsenen grenzwertig, was vor allem Oma Claudia, Vater Kevin und Mutter Camila betrifft. Letztere kann aber perfekt mit ihrer Tochter streiten und sich durchsetzen.In The Heights 20160528 Gymnasium Lohne - Musical AG Lohne - Flyer_

Doch die jungen Menschen, teilweise nicht mehr Schüler des Gymnasiums, sind einfach großartig, was über alles unpassende hinweg sehen lässt. Sie sind schauspielerisch stark, durch die Bank weg alle musikalisch top und zeigen viel tänzerisches Können. Was für eine Qualität! Was wohl vor allem an der Förderung durch die erfahrene Leitung der Musical-AG liegt. Hanna Kröger bezauberte mich als suchende Nina, die ihren Studienrauswurf beichten muss. Niklas Rönker gibt einen vielfältig umwerfenden Benny, der das Herz von Nina gewinnt. Johannes Vallo bringt als Usnavi gleich im Prolog das Publikum voll auf seine Seite.
Alle Rollen sind doppelt besetzt. Auch die vielen Männerrollen wurden abgesichert, es gibt dafür aber eine weibliche Getränkeverkäuferin. Waren da 42 Darsteller am Abend auf der Bühne?

Musikalisch leitet Peter Krebs wieder sein Orchester aus Schülern und Gästen. Mit fünf Saxophonen, fünf Schlagwerkern, fünf Keyboardern usw. luxuriös besetzt. Das hat Farben, Rhythmus und Kraft. Doch das besondere: die Darsteller, die alle mit Microports verstärkt werden, haben in der übersichtlichen Aula nicht das Bedürfnis, alles zu überschreien. Was da an Farben und Unterschiede möglich ist – großartig.

Die Einheitsbühne besteht vor allem aus Wänden mit Rollläden. Dazu noch flinke Ergänzungen und Umbauten – wunderbar. Das Graffiti am Schluss hätte aber präsenter sein können.

Und das wunderbar gestaltete, gebundene Programmheft mit vielen Informationen und Listen und extrem zahlreichen Bildern gibt es gratis dazu! Dank der zahlreichen Partner ist so etwas eben möglich. Bravo!

Bei diesem exzellenten Stück konnte in Lohne wohl nichts schief gehen. Wie wunderbar zu erleben, wenn unter professioneller Leitung professionelle Musicals das Publikum mehr als begeistern. Die Musical-AG des Gymnasiums Lohne ist eben ganz weit oben (nicht geografisch gemeint). Hoffentlich noch ganz viele weitere Produktionen.
(Wem mal die Augen ausfallen mögen, der kann gerne die Produktionsgeschichte der AG nachlesen…)

 

Schöne Schlager-Welt

Aus Aschenputtel wird Cindy Reller. Ganz heutig, ganz schmidtig. Denn die Zootierhandlungsverkäuferin Cindy träumt von einer Karriere im Schlagergeschäft – „Hallo du schöne Welt“ wird das Titellied. Auch der eher erfolglose Werbekomponist Edelbert von Grootfru Junior hat ein Herz für den Schlager – und entdeckt Cindy. Bei dem Motto-Ball der Werbeagentur gibt es dann Schlager statt Schuh? So richtig und komplett wurde die Handlung nicht auf der Präsentation verraten. Es soll viele Verwicklungen auf schmidtige Art und Weise geben.

Vor einem Jahr entstand die Idee, mit ganz neuen Schlagern ein eigenes Musical für das Schmidt Theater an der Hamburger Reeperbahn zu schreiben. Es ist dann inzwischen das zehnte Musical von Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth zusammen, deren „Die Königs vom Kiez“ gerade erneut abends im Schmidt läuft. Wieder nur sechs Darsteller spielen einige Rollen und bewegen auch Handpuppen. Denn Cindy kann mit ihren Freunden in den Käfigen singen – nicht nur Cindy!

Das Bühnenbild soll sehr aufwändig werden, verschiedene Spielorte zeigen und durch Projektionen komplettiert werden. Kostüme und Puppen werden passend zu den exaltierten Charakteren ausgewählt. Die Musik wird wie beim Schmidt üblich vorproduziert, die Sänger_innen singen live mit Microports. Auch werden mehr als sechs auf der Besetzungsliste stehen, denn alle Rollen werden doppelt besetzt, aber Erzähler Wolfgang Trepper ist nur per Einspielung zu hören.

Ein Schlagermusical, was keine Compilation oder Pasticcio ist, scheint längst überfällig zu sein. Und Produzent und Darsteller Corny Littmann weiß, wie er mehr als tausend Mal sein Theater ausverkauft bekommt. Ob andere Bühnen das Musical auch spielen wollen und ob es die Lieder dann ins Schlagerfernsehen schaffen?

„Cindy Reller“
Untertitel: Voll ins Ohr und mitten ins Herz!
Musik & Buch: Martin Lingnau | Songtexte & Buch: Heiko Wohlgemuth

Uraufführung am 15. September 2016 im Schmidt Theater, geplant zunächst bis mindestens bis 8. Januar 2017

Regie: Carolin Spieß | Choreografie: Benjamin Zobrys | Musikalische Einstudierung: Timo Riegelsberger | Kostüm: Frank Kuder, Chrisanthi Maravelakis | Maske: Jutta Rogler-Paries | Bühnenbild: Sam Madwar, Heiko de Boer

mit Franziska Lessing als Cindy Reller, William Danne als Junior, Tim Koller als Emsig, Franziska Kuropka als Stiefmutter Renate Reller-Rochen, Corny Littmann | Götz Fuhrmann als Senior, Elena Zvirbulis als Stiefschwester Blondie u. a.

Premieren August 2016

Zusammenfassung für August 2016
6 Operetten und 22 Musicals (inklusive 16 Musicalpremieren im deutschsprachigen Raum) zusammengestellt von Frank Wesner für alleseintheater.wordpress.com
Uraufführungen, Erstaufführungen, Premieren und Wiederaufnahmen / Übernahmen

Die Musicalzentrale bietet 20 Premieren (inkl. 4 Konzerten und einer Wiederaufnahme) in DACH + 9 in London = 29 muz-Premieren im August 2016 inklusive Konzertprogrammen
ich habe eine weitere Premiere und drei andere Premierendaten plus 5 Operetten –>
20-5+1=16 Premieren im August 2016 in DACH (93%)