Große Güte
Disney versucht den Spagat zwischen Erwartungshaltung, Konformität und Zeitenwandel. Neben den zahlreichen Märchenverfilmungen durfte Kenneth Branagh sich auf die Suche nach den Motivationen der Figuren begeben. Das gelingt durchaus ausschweifend, wenn auch die schlussendliche Schuhprobe ganz ohne Zehen- oder Hacken-Abschneiden auskommt. Jeglicher Subtext und psychologischen Gleichnisse eines Märchens werden außen vor gelassen.
Dafür gibt es 105 Minuten moderne Opulenz und orientiert sich dabei optisch und inhaltlich an dem gleichnamigen Zeichentrickfilm von 1950. Jegliche Animationen von durchgängig erscheinenden (und nicht sprechenden) Mäusen fügen sich nahtlos in die Szenen ein. Damit es mächtig funkeln kann, wurden Grundlagen mit Swarowski-Kristallen fast überall geschaffen. Nicht nur die „bequemen“ Glaspöms strahlen im Licht. Dass das nicht ausschließlich animiert wurde, ist überraschend.
Die Darsteller spielen mit innerer Ruhe geradeaus die einfachen Konflikte. Die Auseinandersetzung Ella (Lily James) und Stiefmutter (Cate Blanchett) rückt in den Vordergrund. Warum aber die eher von der Welt entrückte Ella so fantastisch den Hoftanz mit Prinz Kit (Richard Madden) kann, wird dann aber doch nicht beantwortet. Sehr schade.
Dafür ist die klare Botschaft mehrfach deutlich ausgesprochen: „Have courage and be kind“ – „Habe Mut und sei herzlich“.
In Deutschland wächst die Jugend mit der „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“-Verfilmung auf, die teilweise im Schloss Moritzburg westlich von Dresden 1973 gedreht wurde. Nun diente der Dresdner Zwinger dem britschen Filmteam als Vorlage für die hauptsächlich animierte Schlossanlage und Fassade. Was für eine zauberhafte Verbindung.
Zum Film gibt es eine Wander-Ausstellung mit Kostümen und Requisiten etc. Die Premiere fand am 13. Februar 2015 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin statt. Kinostart am 12. März 2015 einen Tag vor Amerika.